Süddeutsche Zeitung

Niederbayern:Wertvolles archäologisches Tongefäß: einfach weg

Es handelt sich um einen der wichtigsten Funde, den es bei Ausgrabungen in Bayern je gab. Nun ist sie verschwunden, die Venus von Aufhausen. Warum? Offenbar wegen Schlamperei im Landratsamt Dingolfing.

Von Andreas Glas, Dingolfing

Einer der wichtigsten archäologischen Funde Bayerns ist verschwunden: die Venus von Aufhausen. Das hat der Landrat von Dingolfing-Landau, Heinrich Trapp, am Dienstag auf Nachfrage bestätigt. Eine Straftat ist offenbar ausgeschlossen. Wahrscheinlicher sei "Schlamperei", sagte Trapp (SPD). Die Venus könnte demnach bereits seit sieben Jahren verschwunden sein - ohne dass dies jemand bemerkte.

Auch Landrat Trapp war jahrelang davon ausgegangen, dass die Tonfigur in einem Tresor in seiner Behörde lagert. Bis zum August, als Kreisarchäologe Florian Eibl feststellte, dass es sich bei der Venus im Tresor nicht um die echte Venus von Aufhausen handelt, sondern um ein Duplikat. Eines jener Duplikate, das die Archäologische Staatssammlung in München im Jahr 2012 für das Landratsamt angefertigt hatte. Doch wo ist das Original abgeblieben?

Das Landratsamt hat versucht, dies in den vergangenen drei Monaten herauszufinden, mithilfe der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Ohne Erfolg. Am Dienstag nun hat die Kreisbehörde das Verschwinden öffentlich gemacht und hofft, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der etwas zur Aufklärung des Falls beitragen kann.

Die Venus von Aufhausen ist ein Tongefäß in Menschenform. Sie ist etwa 30 Zentimeter hoch, innen hohl und stammt aus der Jungsteinzeit. Die Figur war im Jahr 1997 bei Ausgrabungen nahe Aufhausen gefunden worden. Wegen ihrer historischen Bedeutung war die Venus mehrmals bei Ausstellungen in Deutschland und im Ausland zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 13.11.2019
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