Süddeutsche Zeitung

Aussichtsloses Volksbegehren G8/G9:Wo sind die Jammer-Eltern?

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Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, ist das Volksbegehren G8/G9 gescheitert - nicht knapp, sondern überdeutlich. Das könnte dazu führen, dass die CSU beim Gymnasium alles weitgehend so lässt, wie es ist. Doch das wäre fatal.

Ein Kommentar von Tina Baier

Wenn am letzten Tag der Einschreibungsfrist nicht noch ein Wunder geschieht, ist das Volksbegehren für eine Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 gescheitert. Und zwar nicht knapp, sondern überdeutlich. Die G-9-Gegner innerhalb der CSU, die ja noch vor der Sommerpause zumindest ungefähr vorgeben will, wie es mit dem Gymnasium weitergeht, dürften in Hochstimmung sein.

Von jetzt an können sie argumentieren, dass das Volk offensichtlich doch nicht so unzufrieden ist mit der Situation am G 8. Tatsächlich kann man sich angesichts des niederschmetternden Ergebnisses fragen, wo all die jammernden Väter und Mütter mit ihren vom G 8 geplagten Kindern in den vergangenen zwei Wochen waren.

Zugegeben: Die Entscheidung, ins Rathaus zu gehen und zu unterschreiben, war diesmal viel schwieriger als etwa beim erfolgreichen Volksbegehren gegen die Studiengebühren. Zu verwirrend sind die vielen verschiedenen Konzepte, die mit den Ideen der Freien Wähler konkurrieren. Zu kompliziert ist der Gedanke, aus strategischen Gründen zu unterschreiben, um die Staatsregierung in Sachen G 8 zum Handeln zu zwingen. So denken Politiker, die meisten Bürger in der Regel aber nicht. Es ist deutlich geworden, dass das Thema Gymnasium denjenigen, die nicht direkt betroffen sind, schlicht und einfach egal ist.

Jetzt sind Staatsregierung und CSU-Fraktion am Zug. Vieles deutet darauf hin, dass es keine große Gymnasialreform hin zum G 9 geben wird. Sehr viel wahrscheinlicher ist derzeit eine kleine Lösung wie ein erweitertes Flexibilisierungsjahr - auch wenn Seehofer und Spaenle ihr Modell natürlich anders nennen werden. Das wäre aber äußerst unklug. Die Klagen über das G 8 werden so nicht verstummen. Und beim kleinsten Anlass wird die Diskussion wieder von vorne beginnen.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2014
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