Süddeutsche Zeitung

Augsburg:Rätsel um vertauschte Leichen

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Tote verwechselt: Nach einem schweren Unfall sind die Leichen von zwei Frauen vertauscht worden. Jetzt sucht die Polizei nach Verantwortlichen.

Dietrich Mittler und Stefan Mayr

Nachdem in Augsburg irrtümlich die Leiche eines Unfallopfers eingeäschert wurde, wird jetzt fieberhaft nach den Verantwortlichen gesucht. Die 23-jährige Dominika M. war zusammen mit ihrer besten Freundin Sissy H. sowie zwei jungen Männern auf der Bundesstraße B17 bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Warum die Leichen der beiden Frauen daraufhin verwechselt wurden, ist nach wie vor unklar. Fest steht nur, dass die Polizei nach dem tödlichen Unfall am 27. Juni ein Bestattungsunternehmen damit beauftragte, die aus dem Wrack des BMW-Cabrios geborgenen toten Körper in Leichensäcken zum Klinikum Augsburg zu bringen.

Wie ein Sprecher der Stadt Augsburg mitteilte, seien diese Säcke jeweils bereits mit dem Namen des Opfers gekennzeichnet gewesen, als sie in der Pathologie eintrafen.

"Die Identifizierung der Leichen erfolgte durch die Polizei", bestätigte das Klinikum am Montag. Auch die Stadt Augsburg, in deren Krematorium irrtümlicherweise die sterblichen Überreste von Dominika M. eingeäschert wurden, stellte klar: "Der Fehler liegt nicht bei uns. Es besteht die Vermutung, dass ein falscher Namenszettel am Sarg angebracht war."

Die Augsburger Polizei weist indessen ebenfalls jede Schuld von sich: Vielmehr sei es Polizeibeamten in der Pathologie des Klinikums aufgefallen, "dass die Kühlfächer, in denen die Leichen der beiden jungen Frauen verwahrt wurden, falsch gekennzeichnet waren".

Ein Augsburger Polizeisprecher betonte: "Die Beamten nahmen im Beisein von Mitarbeitern des Zentralklinikums eine Korrektur vor, indem sie die Fächer richtig beschrifteten und die Klinikmitarbeiter ausdrücklich auf diesen Umstand hinwiesen."

Wieso dann aber Dominika M.s Leiche eingeäschert wurde und nicht die von Sissy H., bleibt weiterhin ein Rätsel. Die Verwechslung wäre wohl nie bemerkt worden, wenn nicht eine junge Frau in der Aussegnungshalle darauf bestanden hätte, Dominika M.s Gesicht noch einmal zu sehen. Die Freunde und Angehörigen waren schockiert, als sie im Sarg die falsche Leiche entdeckten. "Eine solche Verwechslung ist unverzeihlich", sagte Rolf-Peter Lange, der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Bestattungsunternehmer.

Wenn die Eltern von Dominika M. eine Klage auf Schmerzensgeld anstrengen sollten, so hätten sie nach Langes Einschätzung damit voraussichtlich Erfolg. Den Verantwortlichen für die Verwechslung drohe zudem eine Geldstrafe für eine Ordnungswidrigkeit. "Die wird jedoch eher symbolisch ausfallen, denn die Frauen wurden ja nicht in böser Absicht verwechselt", sagte Lange.

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SZ vom 08.07.2008/bica
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