Süddeutsche Zeitung

Amberg:Attacken passierten in zeitlichem Abstand

Nach der Debatte über die Attacken junger Flüchtlinge auf Passanten in Amberg hat die Polizei erste Details zum Tathergang ermittelt. Wie der Bayerische Rundfunk meldet, sind die 17 bis 19 Jahre alten Männer unter Alkoholeinfluss zu mindestens zwei Zeitpunkten auf Menschen losgegangen. Es handele sich nach bisherigem Stand aber nicht, wie teils berichtet, "um eine über drei Stunden andauernde Tat, sondern um wenigstens zwei Vorfälle gegen 18.45 Uhr und um wenigstens zwei weitere Vorfälle etwa gegen 20.45 Uhr", so die zuständige Staatsanwaltschaft Amberg. Nähere Angaben gebe es noch nicht, "um die Beweiskraft der Zeugenangaben nicht zu schmälern" - erfahrungsgemäß bestehe die Gefahr, dass sich "falsche Zeugen" melden. Auch das mögliche Motiv bleibe weiterhin unklar. Die Männer aus Afghanistan und Iran, die mittlerweile in Untersuchungshaft sitzen, sollen am Wochenende zwölf Passanten offenbar wahllos angegriffen und verletzt haben, zunächst am Bahnhof, dann in der Stadt. In der Folge war eine bundesweite Debatte über Migrantenkriminalität und Abschiebungen entstanden.

Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny (CSU) nannte im Interview mit sz.de die Debatte "überdimensioniert" und "hochgeschaukelt". "Die Amberger, so wie ich das mitbekomme, verstehen nicht mehr so ganz, was los ist. Es wirkt für uns nicht mehr rational." Cerny warnte, wie schon in seinen ersten Aussagen nach der Tat, vor Überreaktionen. Man müsse einerseits klar sagen, "was man von Asylbewerbern erwartet, dass es Regeln und No-Gos gibt". Und dazu habe man "einen Rechtsstaat, der funktioniert". Man sei aber auch "der Humanität verpflichtet" - und der Aufgabe, "Schutzbedürftige aufzunehmen" und die Integration gut zu gestalten.

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SZ vom 05.01.2019 / ojo, ebri
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