Süddeutsche Zeitung

Affäre um die BayernLB:Wenn Huber stürzt, fällt Beckstein

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Erst das gemeinsame Vorgehen von CSU-Chef Huber und Bayerns Ministerpräsident Beckstein machte den Sturz Stoibers möglich. Daher wird das Fiasko des einen nun auch als Misserfolg des anderen gelten.

Kassian Stroh

Erwin Huber ist verärgert und das ist gut zu verstehen - und zwar selbst dann, wenn Beckstein gar nicht absichtlich auf ihn angelegt hätte; getroffen hat er ihn jedenfalls. Beckstein also hat verkündet, dass sich die Belastungen bei der bayerischen Landesbank auf vier Milliarden Euro verdoppeln könnten.

Der Vorwurf, dessen sich der CSU-Chef und Finanzminister erwehren muss, wiegt damit noch schwerer: Er soll die wahren Risiken bei der BayernLB zu lange verschleiert haben. Bisher hat die Opposition Huber deswegen vor sich hergetrieben; nun sieht es so aus, als machte Beckstein dabei mit.

Huber kann sich ein Zerwürfnis mit dem Ministerpräsidenten nicht leisten. Beckstein mit dem CSU-Chef auch nicht. Die beiden sind nämlich auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Erst ihr Konsens, gemeinsam das Erbe Stoibers anzutreten, hat dessen Sturz ermöglicht.

Das Fiasko des einen wird daher auch als Misserfolg des anderen gelten. Warum sollte die CSU nur einen ihrer Protagonisten fallen lassen, wenn beide ein schlechtes Bild abgeben?

Zur Affäre um die BayernLB wird der Landtag am Donnerstag einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Zwar muss sich dort in erster Linie Huber gegen den Vorwurf verteidigen, das Parlament belogen zu haben. Klären will die Opposition aber auch, wer die politische Verantwortung für das Milliardendebakel trägt.

Im Verwaltungsrat, dem Aufsichtsgremium der BayernLB, saß von 1993 bis 2007 durchgehend Beckstein, Huber aber nur zeitweise. Beckstein also war der Kontrolleur exakt in der Zeit, als die Bank ihre höchst riskanten Geschäfte tätigte. Das schweißt das CSU-Führungsduo mehr zusammen, als es den Anschein hat. Stürzt einer, fallen beide.

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Quelle:
SZ vom 31.3.2008
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