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Neues Flugzeug-Konzept:Fernseher statt Fenster

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Über den Wolken wird die Freiheit bald grenzenlos sein. Im "IXIOM"-Jet gibt es keine Fenster - trotzdem hat der Passagier das Gefühl, er fliege bei offenem Verdeck in den Himmel.

Von Felix Reek

Es ist bei jedem Flug das Gleiche: Es gibt drei Sitzplätze pro Reihe, aber nur von einem aus kann man durch das winzige Fenster gucken. Die beiden anderen Fluggäste starren auf den Sitz vor ihnen, an die Decke oder auf ihr gummiartiges Airline-Sandwich. Das französische Designstudio "Technicon" hat eine Lösung für dieses Problem: Sie haben ein Konzept für einen Jet vorgestellt, der keine Fenster hat - außer im Cockpit. Stattdessen ist der Innenraum des "IXION"-Flugzeugs weitgehend mit Panorama-Bildschirmen verkleidet. Kameras auf den Tragflächen filmen die Umgebung und übertragen das Bild in Echtzeit. Im Video des Designstudios sieht das zumindest so spektakulär aus, als würden die Passagiere im Cabrio durch die Wolken fliegen.

Auf die Bildschirme lässt sich aber auch wie bei einem Fernseher anderes übertragen. Eine Wüstenlandschaft, Paris bei Nacht oder Superman, der vorbei fliegt - prinzipiell ist alles möglich. An ihren Sitzplätzen sollen die Passagiere die Bildschirme einzeln steuern können, so dass sich auch Filme auf der Kabinenwand abspielen lassen oder Geschäftsleute Videokonferenzen abhalten können.

Keine Fenster, weniger Gewicht

Das Weglassen der Fenster hat auch einen praktischen Nebeneffekt: Das Flugzeug ist leichter. Dadurch verbraucht es weniger Treibstoff als eine vergleichbar große konventionelle Maschine. Die vereinfachte Konstruktion sorgt dafür, dass die Wartungskosten sinken. Das einzige Problem des fliegenden Panoramadachs: Es ist nur eine Vision. Konkrete Pläne, das Konzept umzusetzen, gibt es bisher nicht. Gareth Davis, Design-Direktor bei Technicon, sagte, man wollte "etwas Glaubhaftes schaffen, um die Diskussion anzuregen".

Wesentlich weiter ist das US-Unternehmen Spike Aerospace. Zwar ist auch deren im Oktober 2013 vorgestelltes Konzept zum fensterlosen Überschall-Jet "Spike S-512" bisher nur eine Idee, doch bereits 2018 sollen erste Exemplare gebaut werden. Zwischen 45 und 60 Millionen Euro sollen die Luxusjets für zwölf bis 18 Personen kosten, die den Atlantik dank Überschallgeschwindigkeit (Spike Aerospace verspricht 1770 Stundenkilometer) in drei Stunden überqueren. Einziges Problem: Das Unternehmen sucht noch immer Investoren. Eine Kampagne auf dem Crowdfunding-Portal indiegogo.com endete im März mit 1076 US-Dollar. Erhofft hatte man sich mindestens 250 000 US-Dollar.

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