Süddeutsche Zeitung

Neue Aston-Martin-Modelle:Schnelle Briten mit deutschem Innenleben

Lesezeit: 2 min

Aston Martin gibt sich mit dem neuen Vanquish und Rapide S traditionsbewusst. Doch selbst der letzte konzernunabhängige Sportwagenbauer vertraut nun auf deutsche Partner. Die Autos profitieren enorm von diesem Sinneswandel.

Von Laurin Paschek

Einen Aston Martin zu besitzen, war schon immer etwas sehr Exklusives. Während Bentley mittlerweile auf mehr als 10 000 verkaufte Fahrzeuge kommt, fertigt der weltweit letzte konzernunabhängige Sportwagenhersteller gerade einmal 4500 Fahrzeuge - und das weitgehend von Hand. Mit ihrer edlen Lederausstattung, dem bewährten Zwölfzylindermotor und einem Leistungsspektrum zwischen 560 und 576 PS sind auch der neue Vanquish und Rapide S ein klares Bekenntnis zur Tradition. Klammheimlich haben sich dann doch einige Innovationen eingeschlichen, dabei setzt die britische Nobelmarke vor allem auf Technik aus Deutschland.

Der V12-Motor ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Zwar wurde seine Performance immer weiter optimiert - die Coupé-Version des Vanquish beschleunigt er nun in 3,8 Sekunden auf 100 km/h. Doch mit einem Normverbrauch von knapp 13 Liter bleibt das Aggregat sehr durstig. Abhilfe soll eine Kooperation mit der Daimler-Tochter AMG schaffen. Im Visier ist die V8-Motorenreihe der Schwaben, die das Potenzial hätte, Verbrauch und CO₂-Emissionen der Aston-Martin-Flotte signifikant zu senken. Daimler bekommt im Gegenzug bis zu fünf Prozent der Anteile ohne Stimmrechte und einen Beobachtersitz im Holding-Vorstand.

Aston Martin schielt auf Mercedes-Technik

Die Engländer haben es auch auf den Elektrik- und Elektronikbaukasten von Mercedes-Benz abgesehen. "Es gibt Kundenwünsche, die wir aufgrund unserer kleinen Stückzahlen nicht bedienen können", sagt Jeffrey Scott, Geschäftsführer von Aston Martin Europe. Er nennt als Beispiele Scheinwerfer mit LED-Technologie, adaptives Abbiege- und Kurvenlicht oder den Totwinkelassistenten. "Mit dem Baukasten von Mercedes können wir mehr anbieten als bisher und zugleich unsere Eigenständigkeit bewahren."

Neue Allianzen gibt es auch schon bei den jetzt vorgestellten Modellen. Eine neue Motorsteuerung von Bosch etwa, die erstmalig in den Zwölfzylindermotoren des Vanquish und des Rapide S zum Einsatz kommt. Sie sorgt für einen ruhigeren Leerlauf und holt aus dem Aggregat etwas mehr Leistung und Drehmoment heraus.

Reichlich Fahrspaß im Rapide S

Oder das Achtgangautomatikgetriebe von ZF, das die Engländer erstmals anstelle eines Sechsganggetriebes verwenden. Es schafft den Gangwechsel in 130 Millisekunden und ermöglicht eine schnellere Beschleunigung. Überdies reduzieren kürzere Getriebeabstufungen und die beiden zusätzlichen Gänge die Drehmoment-Belastung und den Verschleiß. "Wir werden die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten weiter forcieren", kündigt Scott an.

Unterm Strich bleibt der Fahrspaß, den der neue Rapide S reichlich bietet. Beim langsamen Anfahren, wenn noch nicht alle Pferdchen aus dem Stall gelassen sind, wirkt der Viersitzer zunächst noch ganz brav. Aber ein fester Tritt auf das Gaspedal - im Sport-Modus, versteht sich - setzt dann eine ganze Kavallerie in Gang. Unter ohrenbetäubendem Dröhnen und Fauchen in den Sitz gepresst, kann es dann schon mal passieren, dass man kurzzeitig die Debatte um Effizienz und Emissionen vergisst.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2014
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