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Komfort-Schließsystem:"Keyless Go" macht Autodiebstahl kinderleicht

Lesezeit: 1 min

Autos mit dem Komfort-Schließsystem "Keyless Go", bei dem der Fahrer keine Tasten mehr auf seinem Funkschlüssel betätigen muss, sind deutlich anfälliger für Diebstähle als Fahrzeuge mit herkömmlichen Schließsystemen. Das zeigt eine Untersuchung des ADAC. Mittels einer selbstgebauten Funk-Verlängerung konnten die mit dem Schließsystem ausgestatteten Autos sekundenschnell geöffnet und weggefahren werden. Bei den Tests hinterließ dies keine sichtbaren Einbruchs- oder Diebstahlsspuren.

Seinen Versuch führte der ADAC an 20 Modellen unterschiedlicher Hersteller durch. Die Erkenntnis: Egal ob Premiummarke, Volumenhersteller oder der preiswerte Kleinwagen eines Importeurs, alle schneiden gleich schlecht ab. So war der SsangYong Tivoli genauso leicht zu öffnen und zu starten wie der VW Golf oder der BMW der Siebener-Reihe. ( Die Liste der vom ADAC getesteten Autos finden Sie hier.)

ADAC fordert die Hersteller zu mehr Sicherheit auf

Die offenkundige Sicherheitslücke bei den Komfort-Schlüsseln erleichtert Dieben ihr Handwerk ungemein: Die Funkverbindung zwischen Schlüssel und Auto kann dem ADAC zufolge problemlos über mehrere Hundert Meter "verlängert" werden. Und zwar unabhängig davon, ob sich der Originalschlüssel beispielsweise im Haus oder in der Jackentasche des Besitzers befindet.

Denkbar ist zum Beispiel folgender Fall: Ein Autofahrer steigt aus dem Wagen und wird von einem der Diebe verfolgt. Dieser leitet das Signal weiter an einen Komplizen, der beim Auto bleibt und es nun öffnen, die Wegfahrsperre und meist auch die Alarmanlage umgehen und den Motor daraufhin starten kann. Nach Ansicht der ADAC-Experten lassen sich die für den Diebstahl erforderlichen Geräte mit geringem Aufwand aus handelsüblichen Elektronikbauteilen herstellen.

Wie leicht es mit der richtigen Technik ist, ein Keyless-Go-Auto zu verwenden, zeigt dieses Video:

Der ADAC rät Autofahrern, deren Fahrzeug über ein Keyless-Go-Schließsystem verfügt, ihren Schlüssel besonders sicher aufzubewahren. Im Zweifel, wie im Video gezeigt, in einer Blechbüchse oder dreilagig mit Alufolie umwickelt. Doch selbst das bietet dem ADAC zufolge keinen absoluten Schutz und kann deshalb nicht mehr als eine Zwischenlösung sein. Der Club sieht vielmehr die Autohersteller in der Pflicht, die gesamte Fahrzeugelektronik ebenso systematisch abzusichern, wie dies in anderen IT-Bereichen längst Standard ist. Für Besitzer betroffener Fahrzeuge sollte es zudem möglichst rasch Abhilfe durch entsprechende Nachrüstungen geben.

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