Süddeutsche Zeitung

Fisker:Schneller und weiter als Tesla

Lesezeit: 2 min

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Die erste Regel im Silicon Valley lautet: Man spricht nicht über Details. Die zweite Regel im Silicon Valley lautet: Man spricht nicht über Details. Man darf freilich über Ideen und Visionen reden, und natürlich über das große Ziel, die Welt zu einem besseren Ort machen zu wollen. Man darf jedoch keinesfalls zu früh verraten, wie das konkret funktionieren soll. "Es gibt sehr viele Start-up-Unternehmen hier in Kalifornien, also müssen wir viele Dinge geheim halten", sagt Henrik Fisker: "Es gibt eine Fabrik, doch niemand weiß, wo sie ist - und nur ganz wenige Menschen in meinem Team dürfen sie besuchen."

Fisker, 53, zählt zu den aufregenden Fahrzeugdesignern. Er hat für BMW das Modell Z8 entworfen, für Aston Martin den DB9 und den V8 Vantage und für seine eigene Firma Fisker Automotive den Karma, einen 100 000 Dollar teuren Luxusschlitten mit Elektroantrieb samt Vierzylinder-Benzinmotor als Reichweitenverlängerer. Die Schauspieler Ashton Kutcher und Leonardo DiCaprio kauften sich einen Karma, es gab Auftritte in Fernsehserien wie "Two and a Half Men" - und 2013 dann die Pleite, auch weil der Batteriezulieferer in Konkurs ging. Doch aufgeben ist Fiskers Sache nicht.

Gerade werden die ersten 50 Modelle des 268 000-Dollar-Sportwagens Force1 seiner neuen Firma VLF Automotive ausgeliefert. Fisker aber will offenbar noch mehr: Er möchte ein Elektro-Fahrzeug entwerfen, das schneller geladen werden kann als alle bisherigen Modelle. Es soll eine Geschwindigkeit von 260 Kilometern pro Stunde erreichen und aufgetankt 700 Kilometer weit fahren können. Der Name des Fahrzeugs: E-Motion. Ein Elektro-Superauto mit zweiflächigen Flügeltüren, ein "spiritueller Nachfolger" des Karma. Im kommenden Jahr soll es auf den Markt gebracht werden, danach soll ein Mittelklasse-Fahrzeug für weniger als 40 000 Dollar folgen, von dem er 100 000 Stück pro Jahr produzieren möchte.

Ideen möglichst selbstbewusst vortragen

Klingt bekannt? Natürlich, und Fisker versucht erst gar nicht, seine Begeisterung für den Wettbewerber Tesla zu verbergen: "Man kann auf Nummer sicher gehen, oder man kann etwas komplett Neues entwerfen. Elon Musk hatte den Mut, als Erster dieses Risiko einzugehen - und das ist einfach nur großartig."

Die dritte Regel im Silicon Valley lautet nämlich: Man muss seine Idee möglichst selbstbewusst vortragen.

Damit der E-Motion derart schnell und derart weit fahren kann, ist eine neue Batterie-Technologie nötig. Die hätten Ingenieure der Universität UCLA entwickelt, erzählt Fisker. Die ersten Exemplare würden nun von Fisker Nanotech, einem Gemeinschaftsunternehmen seiner Firma Fisker und der UCLA-Ausgründung Nanotech Energy, in Kalifornien hergestellt: "Wir haben eine Technologie, die sonst keiner hat, die neuen Zellen sind bereits in Produktion", sagt Fisker. Mehr will er nicht sagen. Für das Fahrzeug, mit dem er den Massenmarkt erobern möchte, will er sich mit einem großen Autohersteller zusammentun und ihm die Batterien liefern: "Ich habe von meinen bisherigen Unternehmen gelernt, dass man für Batterien und das Testen selbst verantwortlich sein muss. Es ist jedoch nicht einfach, als neues Unternehmen gleich viele Autos zu produzieren."

Deshalb also das geplante Joint Venture mit einer bereits etablierten Autofirma. Welche das sein wird, will Fisker ebenso wenig verraten wie den Namen des Zulieferers für jene Technologie, die diese Autos zum autonomen Fahren ertüchtigen soll: "Wir sind in ersten Gesprächen."

Auf der Webseite des Unternehmens sind bereits Modelle des Fahrzeugs zu sehen, immer umschrieben mit Silicon-Valley-Schlagworten wie "The Future Stars Here" oder "The Game Changer" oder "Shaping Tomorrow". Ansonsten: Psssssssst!

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Quelle:
SZ vom 08.11.2016
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