Süddeutsche Zeitung

Buchbesprechung:Von Bahnen und Bergen

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Ein Bildband aus dem Münchner Geramond-Verlag würdigt die beeindruckenden Leistungen der Schweizer Ingenieure und Gleisbauer - und eröffnet mitunter ganz neue Perspektiven.

Von Marco Völklein

Niklaus M. Wächter geht regelmäßig in die Luft. Der Schweizer Fotograf hat sich auf Aufnahmen aus größer Höhe spezialisiert. Die Gletscher der Alpen, die Seen des Hochgebirges - all das hat Wächter in zahlreichen Bildbänden veröffentlicht. Und immer wieder stieß er dabei auch auf Fotomotive, die mit der Eisenbahn in Zusammenhang stehen - Bahnhöfe, Viadukte, Tunnelportale, Bergbahnen. Im Bahnland Schweiz ist es ja auch gar nicht so schwer, tolle Motive zu finden.

Zusammen mit dem Bahnexperten Werner Nef hat Wächter beim Münchner Geramond-Verlag den Bildband "Eisenbahn von oben" herausgebracht. Der Fotograf blickt darin aus der Vogelperspektive auf die Schweizer Bahnlandschaft, oder, um es treffender zu formulieren: auf die Bahnen und die Landschaften, in denen sie unterwegs sind. Denn das macht das Faszinosum dieses 192 Seiten starken Bildbands aus: zu sehen, wie die Ingenieure vor oft mehr als 100 Jahren die Bahnstrecken in die engen Täler gequetscht, die Trassen über tiefe Schluchten geführt oder sie an tiefblau schimmernden Seen vorbeigeführt haben.

Werner Nef hat dazu in kurzen, kundigen Texten viele Hintergrundinformationen zusammengefasst. So erfährt der Leser beispielsweise, dass der Grandfey-Viadukt über die Saane (Bild oben) auf dem Grundbauwerk einer ersten Stahlfachwerk-Konstruktion fußt, die von 1857 bis 1862 erbaut worden war. Mit der Elektrifizierung der Strecke und den schwereren Lokomotiven musste das alte Bauwerk in den Zwanzigerjahren verstärkt werden, der Ingenieur Robert Maillart packte dazu die Stahlfachwerkstützen in Stahlbeton und legte eine lange Reihe von Arkaden darüber. Durch die wiederum führt ein Wanderweg.

Der Rangierbahnhof Lausanne-Triage (Bild links) hingegen nahm erst zu Beginn der Siebzigerjahre seinen Betrieb auf; 188 Weichen sowie 80 Haupt- und 250 sogenannte Zwergsignale können vom Bedienpersonal gestellt werden. Auch einige Schweizer Bergbahnen sowie die zum Weltkulturerbe der Unesco zählenden Abschnitte der Rhätischen Bahn in Graubünden werden ausführlich gezeigt und beschrieben. Ein Buch für Fans der Bahn. Und der Berge.

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Quelle:
SZ vom 05.01.2019
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