Zoologie:Träumende Tintenfische

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Die Meerestiere können die Farbe ihrer Haut verändern - sogar im Schlaf. Träumen sie?

Tintenfische können wie Chamäleons ihre Farbe verändern. Doch die Muster der Meerestiere sind wesentlich vielfältiger. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt haben das Farbenspiel nun genauer untersucht.

Bei Tintenfischen steuert das ausgesprochen große Gehirn die Kontraktionen kleiner Muskeln, die Pigmentzellen an der Hautoberfläche weiten oder zusammenziehen. Je nach dem Zustand dieser Chromatophoren verändern sich Farbe und Muster auf der Haut. "Im Ruhezustand sind die Pigmentzellen zusammengezogen, und man sieht nur die weiße Haut darunter", sagte Sam Reiter, einer der Autoren der im Fachjournal Nature veröffentlichten Studie. "Je nachdem, welche Pigmentzellen offen sind, sind unterschiedliche Farben oder Oberflächen auf der Haut zu sehen." Der Farbwechsel beim Tintenfisch sei wesentlich schneller als der beim Chamäleon, der über Hormone gesteuert wird.

Einige Tintenfische nutzen den Farbwechsel nicht nur zur Tarnung, etwa um sich unbemerkt ihrer Beute zu nähern, sondern auch zur Kommunikation. Bei manchen Tieren geschieht er sogar schon im Ei. Die Frankfurter Forscher haben nun analytische Methoden entwickelt, um die Farbwechsel besser zu erfassen. Damit können sie Hirnaktivitäten etwa an den Hautfarben erkennen.

Einem Tintenfisch kann man also beim "Denken" regelrecht zusehen. Ist das Tier weiß, lautet der Umkehrschluss: Da tut sich gerade nichts. Das sei aber eher selten der Fall, versichert Reiter. Zwischen 30 und 40 verschiedene Muster bilden die Tintenfische. "Sie müssen wissen, welches Muster sie brauchen, um sich an ihre jeweilige Umgebung anzupassen", sagt Reiter. Es seien aber auch Farbveränderungen etwa an schlafenden Tieren zu beobachten. "Dies ist eine einzigartige Möglichkeit, Hirnaktivität zu beobachten", sagt der Max-Planck-Wissenschaftler. "Vielleicht sehen wir die Träume der Tiere auf der Haut reflektiert. Aber noch wissen wir das nicht."

© SZ vom 19.10.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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