Zoologie:Küss mich, ich bin der Chef

Na? Lust zu knutschen? (Foto: imago/blickwinkel)

Männliche Stumpfnasenaffen halten mit rot gefärbten Lippen Ausschau nach Sexpartnerinnen. Feministen sind sie trotzdem nicht.

Von Felix Hütten

Bei Männern ist es bislang eher unüblich, dass sie potentielle Sexpartner(innen) mit rotgeschminken Lippen anlocken. Die Stumpfnasenaffen sind da ganz anders drauf: Ein voller, roter Mund scheint auch auf sie einen unwiderstehlichen Reiz auszuüben - nur eben auf die Frauen.

Der Wissenschaftler Cyril C. Grueter von der University of Western Australia hat mit seinem Team die Lippen von schwarzen Stumpfnasenaffen in China untersucht. Diese leben in großen Gruppen zusammen, in denen meist die Männchen das Sagen haben. Die Forscher fotografierten die Lippen von 15 Tieren und werteten die Farbe aus.

Je höher in der Gruppenhieracrchie, desto röter die Lippen

Das Ergebnis: Je älter die Affen waren, desto röter ihre Münder. Außerdem wurden in der Paarungszeit die Lippen jener Männchen röter, die in der Gruppenhierarchie ganz oben stehen, berichten die Biologen im Fachjournal Royal Society Open Science. Die Münder der Jungtiere hingegen verblassten nach und nach.

Eine Erklärung für dieses Phänomen soll eine größer angelegte Studie liefern. Die Forscher haben allerdings schon zwei Theorien: Womöglich erkennen Weibchen an der Lippenfarbe, ob sich die Paarung lohnt. Mit einem Jungtier ist das Kinderkriegen vermutlich weniger attraktiv als mit dem Herdenchef. Die zweite Erklärung: Mit der Lippenfarbe vermeiden die männlichen Tiere unnötige Hierarchiekämpfe. Schließlich ist für alle Beteiligten stets sichtbar, wer der Boss im Ring ist.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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