Süddeutsche Zeitung

Zehnter Geburtstag von Rover "Opportunity":Technik-Opa gelingt Marathon auf dem Mars

Lesezeit: 2 min

Er sollte längst im Mars-Sand verstauben. Doch Rover "Opportunity" findet auch zum zehnten Geburtstag seiner Landung Wasserspuren und seltsame Steine. Es plagen ihn aber Zipperlein.

Von Christoph Behrens

Er fährt und forscht und fährt und forscht und fährt und forscht: Zehn Jahre nach der Landung des Mars Rovers Opportunity am 25.01.2004 liefert der Roboter noch immer neue Bilder und Daten zur Erde. " Opportunity sollte eigentlich auf eine drei Monate lange Mission gehen", sagte Guy Webster vom Jet Propulsion Lab der Nasa. "Zehn Jahre später arbeitet er immer noch äußerst produktiv."

Die Zahlen sind eindrucksvoll: Über 3500 Marstage und -nächte hat der kleinwagengroße Rover überlebt, 187.000 Bilder geschossen, ist mehr als 38 Kilometer weit auf der Marsoberfläche gefahren. Das ist fast ein Marathon, und weit mehr als die ursprünglich geplanten 1000 Meter.

Spuren eines uralten Sees

Pünktlich zum zehnten Geburtstag gelang Opportunity eine neue Entdeckung. Am Rande des Endeavour Kraters habe es einst Wasser gegeben, verkündete Raymond Arvidson von der Washington University in St. Louis im Fachjournal Science. Opportunity hatte nach Hinweisen des Satelliten Mars Reconnaisance Orbiter, der den Roten Planeten umkreist, nach eisen- und aluminiumhaltigem Tongrund gesucht. Am Rande des Endeavour Kraters wurde die Sonde nun fündig. Die Planetenforscher folgern anhand der chemischen Zusammensetzung der Steine, dass vor 3,7 Milliarden Jahren wohl Wasser über die Felsen floss. Anstelle des Kraters könnte sich ein See befunden haben, vermuten die Forscher. Das wären ideale Bedingungen für einfache Lebensformen wie Mikroben.

Mit seiner Ausdauer stiehlt Opportunity zunehmend der neuen Sonde Curiousity die Schau, die 2012 auf dem Mars landete. Jüngster Coup Opportunitys: Vor wenigen Tagen fotografierte der Rover einen rätselhaften weißen Stein, der wenig zuvor an der gleichen Stelle noch nicht gelegen hatte. Er war scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht.

"Das ist wirklich seltsam", sagte Steve Squyres von der Nasa. "Er sieht aus wie ein Marmeladendonut." Möglicherweise habe Opportunity bei einem Manöver mit dem Rad einen Stein "weggekickt" und später wieder fotografiert. Dabei drehte sich der Stein wohl um, daher die seltsame Farbe. "Der Stein hat die Oberfläche in einer Milliarde Jahre nicht gesehen", sagte Squyres. Als Opportunity das Geröll mit einem Analysegerät untersuchte, entdeckten die Forscher ungewöhnlich hohe Konzentrationen von Schwefel und Mangan.

Wann Opportunity schlapp macht, lässt sich derzeit kaum sagen. Energie hat der Rover genug, er soll auch im anbrechenden marsianischen Winter weiter den Endeavour Krater erforschen. Erste Alterserscheinungen zeigt der Technikgreis aber. Ein Rädchen blockiere öfters, und der Arm des Roboters leide "an Arthritis", sagte Missionschef John Callas. Und Opportunity hatte einen "ältlichen Moment": Kurz streikte seine Flash-Festplatte, also sein Gedächtnis.

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