Süddeutsche Zeitung

Artensterben:Oderfische und Rentiere leiden, Tiger erholen sich

Die Fische in der Oder waren im vergangenen Jahr die großen Verlierer im Tierreich - wegen der Umweltkatastrophe. Doch laut WWF-Bilanz gibt es auch erfreuliche Entwicklungen.

Zu den Verlierern des Jahres in der Tierwelt gehören aus Sicht der Umweltstiftung WWF auch Bestände in Deutschland. Das geht aus der Jahresendbilanz der Organisation vom Donnerstag hervor. Mit gefährdeten Tieren aus anderen Weltregionen stehen die ausgewählten Verlierer demnach stellvertretend für das Schicksal Tausender Arten. Mehr als 42 100 Tier- und Pflanzenarten stünden mittlerweile als bedroht auf der Roten Liste. Der WWF benennt aber auch Gewinner - und somit Beispiele für erfolgreichen Schutz.

Als Verlierer listet der WWF unter anderem das Rentier: Aus einer Million Tieren habe die weltweit größte Population wild lebender Rentiere in der Taimyr-Region in der russischen Arktis im Jahr 2000 noch bestanden. Inzwischen sei es noch ein Viertel davon. Insbesondere die Klimakrise und Wilderei bedrohten die Tiere.

Die Schwebfliege ist in Europa durch Landnutzungswandel, Pestizide und die Klimakrise gefährdet. Rund 315 von 890 Arten der wichtigen Bestäuber seien in Europa bedroht, hieß es unter Berufung auf die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN).

Für das Breitmaulnashorn stellen vor allem Wilderer eine Gefahr dar. In Afrika seien die Bestände in den vergangenen neun Jahren von 20 600 auf knapp 16 000 gesunken.

Schritte für den besseren Schutz des Kaiserpinguins seien 2022 ausgeblieben, kritisiert der WWF. "Bei den derzeitigen Treibhausgasemissionen drohen zwischen 80 und 100 Prozent aller bekannten Kaiserpinguin-Kolonien bis 2100 nahezu zu verschwinden." Auch Oderfische und Störe zählt der WWF zu den großen Verlierern 2022. Die "menschengemachte Katastrophe" in der Oder vom Sommer sei auch ein Rückschlag gewesen für die Wiederansiedlung des Baltischen Störs, weil Tausende Jungfische verendeten. Probleme gibt es auch anderswo: Mit Blick auf IUCN-Daten schreibt der WWF, dass der Schwertstör seit diesem Jahr vollständig, der Jangtse-Stör in freier Wildbahn und der Glattdick in der EU als ausgestorben gelten.

Der Buckelwal gilt in Australien nicht mehr als bedroht

Zugleich nennt der WWF auch einige Gewinner, etwa den Tiger: In mehreren Ländern erholten sich die Bestände, heißt es. Besondere Erfolge verzeichne Nepal. Aber auch in Bhutan, Russland, China und Indien wüchsen die Bestände.

Kürzlich wurde ein besserer Schutz einiger Arten von Haien und Rochen beschlossen, um Bestände nicht durch internationalen Handel zu gefährden. Das sei eine wichtige Entscheidung gewesen, so der WWF, denn ein Drittel der mehr als 1200 Hai- und Rochenarten sei bedroht. Als mit Abstand größte Bedrohung gilt die Überfischung.

Der Buckelwal in Australien wurde wegen wieder deutlich gewachsener Zahlen von der dortigen Liste bedrohter Arten gestrichen. Es brauche dennoch mehr Schutz angesichts von Gefahren wie Fischerei, Schifffahrt und Umweltverschmutzung, forderte der WWF.

Die Bestände der Unechten Karettschildkröte erholten sich, berichtet die WWF-Stiftung. In den USA und auf den Kapverden seien in letzter Zeit so viele Nester gefunden worden wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Der WWF hob hervor, dass im Fall einer weiter schnell wachsenden Naturzerstörung auch Menschen zu den großen Verlierern gehörten. Hoffnung mache das vor Weihnachten verabschiedete Abkommen zur Artenvielfalt beim Weltnaturgipfel im kanadischen Montreal. "Die Umsetzung muss jetzt klappen. Für die Rettung unseres Planeten bekommen wir keine zweite Chance", bekräftigte WWF-Vorstand Christoph Heinrich.

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