Süddeutsche Zeitung

Worldwatch Institute:Konsum ist schlimmster Klimakiller

Ein Zusammenbruch unserer Zivilisation lässt sich nach Meinung führender Umweltschützer nur dann verhindern, wenn die westliche Welt ihren exzessiven Konsum aufgibt.

Konsum nach westlichem Muster ist der Klimakiller Nummer eins. Das geht aus dem Bericht "Zur Lage der Welt" hervor, den das unabhängige Worldwatch Institute verfasst hat. Demnach lassen sich Klima und Umwelt ohne eine grundlegende Umwälzung der weltweiten Konsumkultur nicht retten. Umweltfreundliche Technologien und staatliche Maßnahmen allein reichten nicht aus, um einen Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation zu verhindern.

Schon heute betreibe die Weltbevölkerung Raubbau an den Ressourcen der Erde. Die Hauptverantwortung dafür liege bei den Industriestaaten: Wenn alle Menschen so viele Ressourcen verbrauchten wie die konsumhungrigen US- Amerikaner, könnte der Planet nur 1,4 Milliarden Menschen ernähren. Doch werden 2050 voraussichtlich rund neun Milliarden Menschen auf der Erde leben.

Hinzu komme: Die 500 Millionen Menschen mit dem größten Wohlstand stellen zwar nur sieben Prozent der Weltbevölkerung, sind aber für die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Erik Assadourian, einer der Direktoren des Worldwatch Instituts und Hauptautor des Buches sagte: "Noch ist Konsumismus das kulturelle Leitbild, das Menschen Sinn, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz in dem suchen lässt, was sie konsumieren. Doch die Menschheit wird umdenken müssen. Wenn wir den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation verhindern wollen, brauchen wir nichts Geringeres als eine Umwälzung der herrschenden kulturellen Muster."

Als Beispiel nannte er Arbeitszeitverkürzung: "Wer weniger arbeitet, hat nicht nur mehr Zeit für sich selbst und vielleicht ein Ehrenamt, sondern auch weniger Geld, das er für irgendetwas ausgibt, was er vielleicht gar nicht braucht."

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen empfahl anlässlich der Vorstellung des Berichtes, auf Anreize zu mehr Klimafreundlichkeit zu setzen: "Wir sollten nicht den Verzicht predigen, sondern lieber Anreize schaffen. Warum sind heute Hotelübernachtungen steuerlich begünstigt, nachhaltige Produkte aber nicht? Die nachhaltige Wahl muss die einfachere Wahl sein", betonte Vorsitzender Gerd Billen. Mehr unabhängige Produktüberprüfungen und - tests könnten den Verbrauchern eine bewusste Auswahl für klimafreundliche Produkte ermöglichen. "Der wichtigste Treiber ist aber die soziale Norm". Es müsse in Zukunft peinlich sein, das Kind mit einem Spritschlucker zur Schule zu fahren.

"Nach dem Unvermögen der Regierungen, sich auf eine globale Antwort auf den Klimawandel zu verständigen, kommt es um so mehr auf die aufgeklärten Bürger an", erklärte auch Ralf Fücks von der Heinrich-Böll-Stiftung, die ebenso wie Germanwatch an dem Bericht mitarbeitete. Jeder einzelne könne zum "Vorreiter für ein nachhaltiges Wohlstandsmodell werden."

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