WMO-Bericht:Weltwetterbehörde: Klimawandel-Folgen für Jahrtausende unumkehrbar

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Das Klimasystem ist komplex, aber klar ist: Solange die fossilen Emissionen anhalten, heizt die Sonne die Erde immer weiter auf. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Der Bericht der Weltwetterbehörde WMO zeichnet ein düsteres Bild: Die langfristige Erwärmung schätzen die Experten bereits auf bis zu 1,41 Grad Celsius.

Immer deutlicher werden die Folgen des Klimawandels, zeigt der zentrale Bericht über den Zustand des Weltklimas, den die Weltwetterorganisation WMO am Mittwoch veröffentlicht hat. Neben der rekordhohen globalen Durchschnittstemperatur 2024 zeigen weitere Indikatoren das Voranschreiten der Erwärmung. Viele ihrer Folgen seien bereits für Hunderte oder Tausende Jahre unumkehrbar, heißt es im Bericht. Dazu zählen etwa der Eisverlust und der Meeresspiegelanstieg.

2024 lag die globale Durchschnittstemperatur 1,55 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung, wie Klimaforscher schon im Januar berichtet hatten. Die langfristige Erwärmung, also jenseits kurzfristiger natürlicher Schwankungen, beziffern die WMO-Experten auf 1,34 bis 1,41 Grad Celsius, je nach Methode – allerdings verweisen sie auch auf die Unsicherheiten in den globalen Temperaturstatistiken. Diese Schätzung ist nicht mehr weit entfernt von der 2015 in Paris vereinbarten 1,5-Grad-Marke, auf die die Erwärmung nach Möglichkeit begrenzt werden sollte.

Jedes einzelne der vergangenen acht Jahre verzeichnete laut dem Bericht einen Rekord beim Wärmeinhalt der Ozeane. Die Messungen dieser Größe begannen 1960. Die Ozeane sind bedeutend für das Klima der Erde, denn sie nehmen etwa 90 Prozent der durch den Anstieg der Treibhausgase entstehenden Wärme auf.

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Mit dem Anstieg der Temperatur kommt es öfter zu Wetterextremen, Menschen flüchten, Ernten fallen aus. Das schadet auch der Wirtschaft weltweit. Handeln würde sich lohnen, sagen Wissenschaftler.

Der starke Temperaturanstieg 2024 hat mehrere Ursachen

In den drei vergangenen Jahren erreichte auch die jeweils geringste Eisausdehnung in der Antarktis am Ende des Südsommers stets neue Tiefpunkte, mit weniger als zwei Millionen Quadratkilometern. Diese Messungen begannen 1979. Die Gletscher weltweit verloren in den vergangenen drei Jahren so viel Masse wie nie zuvor in einer Dreijahresperiode seit Beginn der Messungen in den 1970er-Jahren. Der Meeresspiegelanstieg hat sich seit Beginn der Satellitenmessungen 1993 auf 4,7 Millimeter pro Jahr mehr als verdoppelt.

Der besonders starke Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur 2023 und 2024 habe auch mit natürlich auftretenden Phänomenen wie dem Wettermuster El Niño zu tun gehabt, heißt es in dem Bericht. Auch Veränderungen in der Sonnenaktivität, ein massiver Vulkanausbruch und ein Rückgang kühlender Aerosole könnten dazu beigetragen haben. Langfristig aber steht hinter der Erwärmung der Anstieg von Treibhausgasen. Der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre ist ebenso wie der an Methan und Lachgas laut WMO höher als je zuvor in den vergangenen 800 000 Jahren und stieg auch 2024 weiter an.

„Unser Planet sendet immer mehr Stresssignale aus“, warnte UN-Generalsekretär António Guterres. Die politischen Führungspersonen müssten ihre Anstrengungen steigern und die Vorteile von billigen, sauberen Erneuerbaren für ihre Völker und Volkswirtschaften ergreifen. Guterres verwies auf die neuen nationalen Klimapläne, die in diesem Jahr im Rahmen des Paris-Abkommens fällig sind.

Tropische Zyklone, Überflutungen, Dürren und andere Extremwetterereignisse vertrieben laut dem Bericht 2024 so viele Menschen wie seit 16 Jahren nicht mehr. Das habe zu sich verschlimmernden Ernährungskrisen und massiven wirtschaftlichen Verlusten beigetragen. Die WMO bemühe sich, Frühwarnsysteme und Klimadienste zu verbessern. „Wir machen Fortschritte, aber wir müssen weiter und schneller vorankommen. Nur die Hälfte aller Staaten hat angemessene Frühwarnsysteme. Das muss sich ändern“, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo.

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