Wissensnachrichten der Woche:Es wird eng für den putzigen Bären

Oder geht es dem Großen Panda tatsächlich wieder besser? Warum gibt es Marswetter in der Antarktis? Und schaden ältere Blutkonserven den Patienten? Fragen, die Wissenschaftler diese Woche beschäftigt haben.

1 / 8

Es wird eng für den Panda

-

Quelle: AP

Erst im vergangenen Jahr gab es eine gute Nachricht: Die Artenschutzorganisation IUCN meldete, dass sie den Großen Panda nicht mehr für akut bedroht halte, die Bestände in den Bergen der chinesischen Provinzen Sichuan, Gansu und Shaanxi hätten sich stabilisiert; die putzigen Bären seien nur noch "gefährdet". Nun warnen jedoch Forscher um Weihua Xu und Zhiyuan Ouyang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution vor verfrühtem Optimismus; auch wenn die Zahl der Tiere gestiegen sei, bleibe ihr Lebensraum bedroht.

Die Wissenschaftler analysierten Satelliten-Daten, die zwischen 1976 und 2013 über den gesamten Lebensraum der Pandas erhoben wurden. "Wir fanden komplexe Veränderungen", sagt Xu. "Der Lebensraum schrumpfte von 1976 bis 2001 um fast fünf Prozent, wuchs dann zwar wieder etwas, aber zugleich schrumpfte die durchschnittliche Größe der Habitate von 1976 bis 2001 um 23 Prozent." Seitdem habe es nur eine leichte Erholung gegeben. Schuld seien vor allem menschliche Eingriffe durch Land- und Holzwirtschaft und der Straßenbau. Diese Entwicklung sei eine Gefahr für die derzeit nur 30 isolierten Panda-Populationen, die über sechs Gebirgszüge verteilt sind und zum Teil aus nur zehn Tieren bestehen. Eine erste Gegenmaßnahme könnte es sein, dass man geschützte Korridore zwischen den Habitaten schafft, damit die Tiere wieder zueinanderfinden können.

Christian Weber

2 / 8

3000 botanische Gärten weltweit

Cambridge University Botanic Garden

Quelle: Cambridge University Botanic Garden

"Wir müssen unseren Garten bestellen", befand einst Voltaire. Wissenschaftler geben ihm nun recht, mal abgesehen davon, dass es nicht nur um einen einzelnen Garten geht: Gut 3000 botanische Gärten gibt es weltweit. Laut einer Studie von Forschern der Universität Cambridge (im Bild der hauseigene botanische Garten) in Nature Plants lohnt es sich sehr, sie alle zu bestellen. Immerhin beherbergen sie zusammen mindestens 105 000 Pflanzenarten, rund ein Drittel aller bekannten Spezies. Darunter sind auch 13 000 bedrohte Arten.

Fast jede zweite bedrohte Pflanzenart wird demnach irgendwo auf der Welt in einem botanischen Garten gepflegt. Allerdings ist dieses Rettungsnetz auf sehr ungerechte Weise gespannt: Dramatisch benachteiligt ist das Reich der Moose, von denen nur jedes zwanzigste in einem der Gärten zu finden ist. Zudem sind geschätzt 60 Prozent der Arten aus gemäßigten Klimazonen vertreten, aber nur 25 Prozent der tropischen Arten - was auch daran liegen dürfte, dass die meisten botanischen Gärten in gemäßigten Zonen betrieben werden, etwa in Europa und Nordamerika. Dort eben, wo man auch das Geld hat ihn zu bestellen, den Garten.

Marlene Weiß

3 / 8

Marswetter in der Antarktis

Emperor penguin in snowstorm Aptenodytes forsteri Weddell Sea Antarctica PUBLICATIONxINxGERxSUIx

Quelle: Imago/Mint Images

In der Antarktis schneit es deutlich weniger, als es eigentlich sollte. Selbst wenn die Wolken voller Feuchtigkeit sind, fällt nur ein Teil davon als Schneeflocken auf die Oberfläche, berichten Umweltwissenschaftler um Alexis Berne von der EPF Lausanne im Fachblatt PNAS. Rund 17 Prozent des Schnees, der über der Antarktis aus den Wolken fällt, verschwinden demnach auf dem Weg nach unten. An der Küste der Ostantarktis sind es bis zu 35 Prozent. Der Grund sind kalte Fallwinde, die von dem hohen antarktischen Polarplateau in Richtung Küste wehen. Dadurch entsteht eine sehr trockene Luftschicht, in welcher der fallende Schnee direkt zu Wasserdampf wird.

Einen ähnlichen Effekt kennt man vom Mars, wo wegen der dünnen Atmosphäre nur selten Schnee den Boden erreicht. Die Forscher betonen, diese sogenannte Sublimation müsse auch bei der zukünftigen Entwicklung der Gletscher berücksichtigt werden. Schneefall leistet einen zentralen Beitrag zum antarktischen Eisschild. Der ausbleibende Küstenniederschlag beeinflusst damit die Eismasse in der Antarktis. Bislang hatten Klimaforscher vermutet, dass der Klimawandel in der Antarktis eher mehr Niederschlag mit sich bringen würde. Die Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass sich mit der globalen Erwärmung auch der Sublimationseffekt verstärkt.

Jonathan Ponstingl

4 / 8

Gemeine Keime

MRSA-Keimen

Quelle: dpa

Chlamydien sind die häufigsten bakteriellen Erreger sexuell übertragbarer Krankheiten in Europa. Milchsäurebakterien in der Vaginalschleimhaut schützen vor einer Übertragung dieser und anderer Keime. Allerdings ergab jetzt eine niederländische Studie, dass die Schutzfunktion nicht nur von der Zahl, sondern auch von der Art der vorhandenen Milchsäurebakterien abhängt. Wenn unter den Lactobacillus-Arten eine bestimmte Spezies überwiegt, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Chlamydieninfektion, berichten Mikrobiologen vom VU University Medical Center in Amsterdam.

Der Keim Chlamydia trachomatis verursacht bei Männern und Frauen Infektionen des Urogenitaltraktes, die oft symptomlos bleiben. Wird die Erkrankung nicht erkannt und nicht antibiotisch behandelt, kann sie unter anderem Unfruchtbarkeit bei Frauen verursachen. "Unsere Studie zeigt, dass eine von Lactobacillus-Bakterien dominierte Vaginalflora nicht in jedem Fall gegen eine sexuell übertragbare Infektion schützt", erklären die Forscher. Das mikroskopische Bild eines Vaginalabstrichs allein reicht demnach für eine Beurteilung des Infektionsrisikos nicht aus. Aus den Teilnehmerinnen einer größeren mehrjährigen Studie wählten die Forscher 61 Frauen aus, bei denen der Test auf eine Infektion durch Chlamydia trachomatis anfangs negativ, aber ein Jahr später positiv war.

5 / 8

Altes Blut ist gutes Blut

Zu warm, zu lange Urlaubszeiten - Zahl der Blutspender sinkt 2016

Quelle: dpa

Blutkonserven, die ein bisschen länger lagern, sind nicht per se schlechter als frische Präparate. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Australien, erschienen im Fachmagazin New England Journal of Medicine. Wissenschaftler um den Epidemiologen Jamie Cooper von der Monash University in Melbourne untersuchten knapp 5000 schwerkranke Patienten in fünf Ländern nach Bluttransfusionen.

Erstaunlicherweise zeigte sich, dass jene Patienten, die ältere Erythrozytenkonzentrate bekamen, nicht häufiger verstarben als jene Patienten, die Blut erhielten, das etwa elf Tage lagerte. Im Gegenteil: In der Patientengruppe, die Blut erhielt, das etwa 22 Tage alt war, zeigten sich seltener Nebenwirkungen wie beispielsweise Fieber. "Älteres Blut scheint wie ein guter Rotwein zu sein", sagt Cooper. "Es wird mit dem Alter etwas besser." Die Ergebnisse würden zeigen, so Cooper, dass die Lagerung von Blutkonserven innerhalb der bestehenden Regularien sicher seien.

Blutkonserven sind weltweit in großen Krankenhäusern vorrätig und werden in der Regel bis zu 42 Tage aufbewahrt.

Felix Hütten

6 / 8

"Big Fucking Rocket" bald auf dem Weg zum Mars?

SpaceX will Menschen ab 2024 auf den Mars bringen

Quelle: dpa

Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX will Menschen bereits in sieben Jahren per Rakete auf den Mars schicken. Das kündigte Firmenchef und Millionär Elon Musk beim Internationalen Astronauten-Kongress im australischen Adelaide an. SpaceX plane derzeit die Entwicklung einer Mega-Rakete namens "Big Fucking Rocket", die frühestens 2024 ein bemanntes Raumschiff mit Platz für bis zu 120 Menschen auf den Roten Planeten bringen soll. Bereits 2022 würden zwei Raumschiffe technische Ausrüstung auf den Mars bringen, um das Überleben von Menschen zu ermöglichen, sagte Musk.

Das geplante Raumschiff könne künftig auch die Internationale Raumstation ISS und den Mond anfliegen, sagte Musk. Es solle auch Reisen zwischen verschiedenen Städten ermöglichen: die längsten Strecken könnten dann in nur 30 Minuten zurückgelegt werden.

SpaceX will mit dem Bau bereits im kommenden Jahr beginnen. Das Raumschiff soll 48 Meter lang sein und 40 Kabinen umfassen, in denen je drei Menschen Platz finden. Die 100 Meter hohe Rakete solle wieder verwendet werden können, was die Kosten des Projekts reduziere. SpaceX ist es bereits gelungen, eine Rakete zurück zur Erde zu bringen.

7 / 8

Dreckwäsche gut verpacken

Bettwanze

Quelle: dpa

In Abwesenheit eines menschlichen Wirts zieht auch Dreckwäsche Bettwanzen an. "Dieses Verhalten ermöglicht den Bettwanzen, in den Wäschebeuteln von Reisenden um die Welt zu trampen", warnt William Hentley von der Universität Sheffield.

Normalerweise leben die nachtaktiven Parasiten in immer wieder genutzten Verstecken. Dass die Tiere dennoch in Koffer gelangen, konnten Forscher bisher nicht erklären. Nun zeigt sich: Die Tiere werden vom Geruch dreckiger Wäsche angelockt, wie das Team um Hentley im Fachjournal Scientific Reports schreibt. Um zu verhindern, dass sie die Plagegeister verschleppen, sollten Reisende daher Dreckwäsche nicht auf dem Boden liegen lassen.

Bettwanzen sind Blutsauger, die von Wärme, Kohlendioxid und Körpergeruch angezogen werden. Sie benötigen ihren Wirt, den Menschen, um sich zu ernähren. Krankheiten übertragen die Tierchen nicht, aber durch das Kratzen der Stichstellen können sich diese entzünden.

8 / 8

-

Quelle: Sandra Goutte

Warum quakt dieser Frosch, obwohl niemand ihn hören kann? Wohin wandert der Blick bei der ersten Begegnung? Diese und weitere Fragen, die Wissenschaftler in der vergangenen Woche beschäftigtet haben, finden Sie hier ...

© SZ.de/fehu
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: