Wissensnachrichten der Woche:Als Pinguine noch Giganten waren

Monster-Vögel, Urzeit-Zecken und Korallen mit Karies: Was Wissenschaftler in dieser Woche besonders beschäftigt hat.

1 / 5

Monster-Pinguin

Kumimanu biceae, an ancient penguin, is pictured in comparison to a human diver in this handout artist's reconstruction

Quelle: REUTERS

Auch auf eher kurzen Beinen erreichte er die stattliche Größe von etwa 170 Zentimetern und ein Gewicht von ungefähr 100 Kilogramm: Der Riesenpinguin "Kumimanu biceae", der vor etwa 59 Millionen Jahren lebte. Der Name ist der Sprache der Maori entlehnt: Kumi bedeutet Monster, manu ist das Wort für Vogel. Nach der Untersuchung eines Fossilienfunds in Neuseeland beschreiben Gerald Mayr vom Frankfurter Senckenberg-Institut für Naturforschung und seine neuseeländischen Kollegen den "Monstervogel" als neue Art im Fachjournal Nature Communications. Bisher sei lediglich ein Vogel aus der Antarktis bekannt, der noch größer war, so die Wissenschaftler.

In dem Fossilienfund waren die Flügel und Beinknochen sowie das Brustbein des Pinguins mit Übergröße nachweisbar. "Wir haben schnell gemerkt, dass es sich um eine bisher unbekannte Art handelt", sagte Mayr.

Die Wissenschaftler können bisher nur Vermutungen darüber anstellen, warum die heutigen Pinguine kleiner sind als der Riesenvogel aus dem Zeitalter des späten Paläozäns. Möglicherweise habe das Verschwinden großer Meeresreptilien zunächst neue ökologische Nischen für die Riesenpinguine geschaffen, so Mayr. Später führte dann womöglich das Auftreten von Konkurrenten und Fressfeinden wie Robben oder Zahnwalen zum Verschwinden der Pinguin-Giganten.

2 / 5

Überdosis Zucker

Weltnaturerbe in Gefahr - Great Barrier Reef

Quelle: dpa

Paradiesische Zustände in tropischen Meeren sind längst passé, vor allem für Korallen. Die Tiere leiden nicht nur unter steigenden Temperaturen und zunehmend saurem Wasser, sondern immer häufiger auch unter Krankheiten. Schuld könnte zu viel Zucker sein, wie Forscher des Bremer Leibniz-Zentrums für Marinetropenforschung (ZMT) im Fachblatt The ISME Journal berichten. Die süßen Stoffe strömen mit Abwässern ins Meer und werden auch von Algen abgesondert.

Die Zucker, darunter Galaktose, Mannose, Xylose und der Haushaltsklassiker Glukose, bewirken offenbar, dass Keime sich besonders stark vermehren können. Und sie machen aus sonst harmlosen Bakterien regelrechte Schadstoffschleudern. "Die Zucker schalten in den Mikroorganismen bestimmte Gene an, die einen Cocktail an Giftstoffen produzieren", sagt die ZMT-Forscherin Astrid Gärdes. Normalerweise hielten Korallen diesen stand, aber ihr Immunsystem sei heute oft schon durch andere Faktoren geschwächt. Ein gestresstes Riff könne sich schlicht nicht mehr ausreichend wehren.

Für ihre Untersuchungen nahmen die Bremer Forscher gemeinsam mit Fachkollegen der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi-Arabien Meerwasserproben an einem Korallenriff im Roten Meer, füllten sie im Labor in Vierliterflaschen und gaben verschiedene Zuckermischungen hinzu. Nach zwei Tagen untersuchten sie mit genanalytischen Methoden, wie stark sich welche Bakterienarten vermehrt hatten, welche Stoffe sie produzierten und welche Gene dafür verantwortlich waren.

Eine schädliche Zuckerdosis ist Gärdes zufolge vor allem dort zu finden, wo Abwässer von küstennahen Städten, Hotels, Feldern und Fischfarmen ins Meer strömen. Das Schmutzwasser bringt nicht nur direkt Zucker mit, sondern kurbelt durch die ebenfalls enthaltenen Stickstoffverbindungen und Phosphate auch das Wachstum von Algen an, die dann noch mehr Zucker produzieren. Wo außerdem zu viele Fische gefangen werden, sodass auch noch Algenfresser fehlen, ist die Situation besonders heikel. "Deshalb ist zum Beispiel die Karibik ein Hotspot für Korallenkrankheiten", sagt die Wissenschaftlerin.

Die neuen Erkenntnisse bringen Licht in die Forschung zur Zunahme von Korallenkrankheiten "Bisher war weitgehend unbekannt, welche Mechanismen dahinterstecken", sagt Gärdes. Als Nächstes will ihr Team herausfinden, ob sich die Erkenntnisse aus dem Labor auch in der Natur bestätigen.

Andrea Hoferichter

3 / 5

Jupiters Roter Fleck schrumpft

-

Quelle: NASA / SwRI / MSSS / Gerald Eichstädt / Seán Doran © PUBLIC DOMAIN

320 Kilometer tief ist der berühmte Rote Fleck auf der Oberfläche des Jupiter. Das auffällige Merkmal des riesigen Planeten ist somit viel tiefer als irdische Ozeane. Diese Erkenntnis stammt von der Raumsonde Juno, die seit dem Sommer dieses Jahres Jupiters Oberfläche mit verschiedenen Messgeräten abtastet.

Der Rote Fleck ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Astronomen vermuten heute, dass er vor etwa 350 Jahren entstanden sein muss. Dessen Fläche scheint zudem abzunehmen. Als die Voyager-Raumsonden am Ende der 1970er-Jahre an dem Planeten vorbeiflogen, war der Rote Fleck etwa zweimal so breit wie die Erde. Heute liegt die Breite bei etwa 16 000 Kilometern, was 1,3 Erddurchmessern entspricht.

Im Juli flog Juno erstmals dicht über den Roten Fleck hinweg und schoss eine Serie spektakulärer Aufnahmen. Mit einem Mikrowellen-Detektor an Bord gelang es, tief unter die Wolkendecke blicken und die Wurzeln des Sturms zu untersuchen. Dabei zeigte sich, dass die Unterseite der farbigen Wirbels deutlich wärmer ist als Jupiters Oberfläche. Das liefert vermutlich die Energie für die bis zu 680 km/h starken Winde auf der Oberfläche.

Patrick Illinger

4 / 5

Uralte Blutsauger

-

Quelle: E.Peñalver, A. Arillo, X. Delclòs, D.Peris, D.A. Grimaldi, S.R. Anderson, P.C. Nascimbene, R. Pérez de la Fuente

Lange bevor es Menschen gab, lebten die Zecken auf der Erde. Die Blutsauger haben vor 99 Millionen Jahren schon Dinosaurier geplagt, wie ein ungewöhnliches Fossil aus Myanmar jetzt beweist. Der Fund zeigt eine in Bernstein eingeschlossene Zecke, die gerade nach einer Dinosaurierfeder greift. Die Zecke enthalte nach so langer Zeit aber kein Blut mehr, aus dem sich die DNA des Dinosauriers isolieren ließe, schreiben die Entdecker des Fossils in der Fachzeitschrift Nature Communications.

Im Science-Fiction-Film "Jurassic Park" rekonstruieren Wissenschaftler aus dem Blut, das eine in Bernstein eingeschlossene Urzeit-Mücke gesaugt hat, erst das Erbgut und dann die ganzen Dinosaurier. In Wirklichkeit ist so etwas nicht möglich. Allerdings ist es nicht so, dass Forscher nicht versucht hätten, aus fossilen Parasiten Dinosaurier-Blut zu isolieren. Geglückt sind solche Experimente aber nie, weil Blut sehr schnell zersetzt wird. Das war auch bei einer weiteren Urzeit-Zecke so, die die Wissenschaftler in einem anderen Stück Bernstein entdeckten. Das Tier war auf das Achtfache angeschwollen - es hatte offensichtlich gerade eine ausgiebige Blutmahlzeit hinter sich, als es eingeschlossen wurde.

Tina Baier

5 / 5

Dampfen beliebter als Rauchen

Marijuana legalization takes effect in Alaska

Quelle: Robyn Beck/AFP

28 Prozent aller US-amerikanischen Zwölftklässler haben es im zurückliegenden Jahr mindestens einmal mit dem Dampfen versucht. Mehr als die Hälfte von ihnen inhalierte dabei lediglich Aromen, ergab eine landesweite Umfrage des National Institute on Drug Abuse. Ein Drittel nahm über die Dampfgeräte Nikotin auf, etwa jeder Zehnte Cannabis. Die Wissenschaftler halten es allerdings für möglich, dass mehr dieser Geräte Nikotin enthielten, als die Jugendlichen ahnten. Denn die Inhaltsstoffe seien oft nicht exakt deklariert - oder werden gar nicht erst beachtet.

Die klassische Zigarette gehört hingegen nur noch für eine Minderheit der Teenager zum Alltag und ist mittlerweile weniger populär als Cannabis: Lediglich vier Prozent der Zwölftklässler rauchen täglich. Dagegen konsumieren sechs Prozent jeden Tag Marihuana.

Berit Uhlmann

© dpa/Sz.de/beu
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: