Wissenschaft - Potsdam:Jugendliche für Corona-Regeln: Leiden unter Kontaktverbot

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Potsdam (dpa/bb) - Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen in Brandenburg sind mit den Corona-Beschränkungen weitgehend einverstanden und lehnen zu frühe Lockerungen sowie Verschwörungstheorien ab. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Jugendstudie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die das Bildungsministerium bei der Universität Potsdam in Auftrag gegeben hatte. "Diese Akzeptanz reicht in Abstufungen vom Distanzunterricht über die Kontaktbeschränkungen bis hin zu den Freizeitmöglichkeiten", sagte Studienleiter Dietmar Sturzbecher am Mittwoch bei der Vorstellung der Ergebnisse.

Bei den Antworten zur Lebenszufriedenheit zeigte sich, dass der Zukunftsoptimismus bezogen auf den Beruf trotz der Einschränkungen in der Bildung ungebrochen ist. Mehr als 90 Prozent der Jugendlichen schätzten ihre Chancen auf eine gesicherte Zukunft als "eher hoch" oder "hoch" ein.

"Ich freue mich sehr über die hohe Akzeptanz der notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung", sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Die Antworten zeigten, dass die Jugendlichen mit Mut und Zuversicht an diese schwierige Situation herangingen. Ernst kündigte an, den Dialog mit den Jugendlichen zu intensivieren. "Als erstes plane ich ein Gespräch mit der Landesschülervertretung."

Für die Online-Umfrage wurden knapp 177 000 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 12 und 18 Jahren angeschrieben, knapp 10 Prozent haben geantwortet. Aus Sicht von Sturzbecher ist dies die bislang umfassendste Studie in Deutschland zur Situation der Jugendlichen in der Corona-Pandemie. Nachfolgend die wesentlichen Ergebnisse:

CORONA-REGELN: Trotz der weitgehenden Zustimmung zu den Corona-Beschränkungen fühlen sich rund 52 Prozent der befragten Jugendlichen durch das Kontaktverbot stark oder sehr stark belastet. Etwa 37 Prozent leiden unter der Maskenpflicht, den Veranstaltungsverboten, Ausgangsbeschränkungen, und den Geschäftsschließungen. Jeweils rund 40 Prozent lehnen Kontaktverbote, Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen ab.

DISTANZUNTERRICHT: Zwar gaben mehr als die Hälfte der Jugendlichen an, dass ihnen der Distanzunterricht zuhause gefallen hat, doch stimmten auch rund 60 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass ihnen dadurch Lernstoff fehlt. Drei Viertel der Befragten fehlten ihre Mitschüler und gut 41 Prozent der Jugendlichen gaben an, dass sie sich einsam fühlen.

INFORMATION UND POLITIK: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen stimmt der Aussage zu, dass die Politik die Corona-Berichterstattung kontrolliere. Fast jeder fünfte Jugendliche glaubt, dass das Virus nicht existiert und gut 41 Prozent halten Covid-19 für mehr oder weniger eine normale Grippe. Nur 8,6 Prozent der Befragten waren fest davon überzeugt, dass Politiker in Bezug auf Corona "im Interesse der Bürgerinnen und Bürger" handeln. "Teilweise" glauben dies immerhin noch weitere 49,5 Prozent.

VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN: Knapp sechs Prozent der Befragten zeigten sich fest von Verschwörungstheorien überzeugt. "Anhänger von Verschwörungstheorien haben in der Vergangenheit mehr Gewalt gegen fremdes Eigentum oder Personen angewandt als andere Jugendliche", heißt es in der Studie.

© dpa-infocom, dpa:210217-99-480429/4

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