Wissenschaft - München:Wissenschaftler klagen über prekäre Verhältnisse an Akademie

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München (dpa/lby) - An einer der ältesten Forschungseinrichtungen Deutschlands protestieren die Wissenschaftler gegen schlechte Bezahlung und unsichere Arbeitsverträge. Über 200 Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) in München fordern in einem offenen Brief an "alle Handlungsträger in Wissenschaft und Politik" eine Abkehr von den üblichen Zeitverträgen. Sie verlangen außerdem "geeignete und würdige Rahmenbedingungen" für ihre Forschungstätigkeit. "Zur Freiheit der Wissenschaft gehört auch die Freiheit von existenziellen Ängsten und Nöten für die, die sie tagtäglich betreiben", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben.

Der Protestbrief kommt vor dem Hintergrund der jüngsten Ankündigungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der bis 2023 mit zwei Milliarden Euro unter anderem 1000 neue Professoren und 10 000 neue Studienplätze finanzieren will. Im Landtag kritisieren Grüne und SPD seit Jahren die unsicheren Arbeitsverhältnisse des sogenannten "akademischen Mittelbaus" - das sind Assistenten und wissenschaftliche Mitarbeiter - an Hochschulen und anderen staatlichen Forschungseinrichtungen.

Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) sagte laut einer Mitteilung, er setze sich dafür ein, dass die im Staatshaushalt bestehenden Stellen für das sogenannte Akademienprogramm, in dessen Forschungsprojekten ein Großteil der wissenschaftlichen Mitarbeiter tätig seien, künftig unbefristet besetzt werden können. "Das wissen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Akademie, denn wir stehen mit ihnen bereits im Dialog über die Beschäftigungsverhältnisse."

Die 1759 gegründete Akademie umfasst diverse Einrichtungen und Forschungsvorhaben vom Leibniz-Rechenzentrum mit seinem Hochleistungscomputer "Super-MUC-NG" bis zu einem Wörterbuch der tibetischen Sprache. Unter den Wissenschaftlern rumort es wegen der Arbeitsbedingungen seit längerem. Mittlerweile seien befristete Beschäftigungsverhältnisse Standard, heißt es in dem offenen Brief.

Wegen mangelnder Weiterqualifizierungsmöglichkeiten sei der Wechsel an eine Hochschule oder andere wissenschaftliche Einrichtung nahezu unmöglich. "Viele Kolleginnen und Kollegen stehen dann - nach oft jahrzehntelanger Tätigkeit an der BAdW - vor dem beruflichen Aus."

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