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Wissenschaft - Berlin:Neuer Supercomputer für Spitzenforschung im Norden am Netz

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Berlin (dpa) - 16 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde und sechsmal so schnell wie sein Vorgänger: Am Berliner Zuse Institut hat der norddeutsche Verbund für Hoch- Höchstleistungsrechnen am Freitag einen der leistungsstärksten Computer der Welt in Betrieb genommen. Der Computer "Lise" bietet Wissenschaftlern in ganz Norddeutschland gemeinsam mit seinem Zwilling "Emmy" in Göttingen hochkomplexe Leistungen an, teilte das Bundesforschungsministerium am Freitag mit.

Das rund 30 Millionen Euro teure System hat eine Spitzenleistung von 16 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde (16 PetaFlops). Damit käme es zur Zeit auf Platz 13 in der Liste der 500 schnellsten Supercomputer der Welt. Laut Hamburger Wissenschaftsbehörde ist der Rechner 100 000 Mal leistungsfähiger als ein aktueller gut ausgestatteter Laptop. Der verfügbare Datenspeicher sei so groß, dass alle 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt zur selben Zeit ihren Lieblingssong streamen könnten.

Der neue Rechner sei um das Sechsfache schneller als sein Vorgängersystem und werde an mehr als 150 wissenschaftlichen Einrichtungen in den sieben Mitgliedsländern des Verbunds eingesetzt, teilte die Wissenschaftsbehörde in Hamburg weiter mit.

Die Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), die ebenso wie ihre Kollegen aus Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an der Feier teilnahm, zeigte sich begeistert. Sie sprach von einem "starken Innovationsmotor".

"Hamburg und die Partnerbundesländer erhalten heute mit dem HLRN-IV-System einen Supercomputer, der zu den schnellsten der Welt gehört." Zahlreiche Hamburger Forschungsprojekte würden von der höheren Leistungsfähigkeit profitieren, darunter die Exzellenzcluster der Universität zur Klimaforschung, in den Photonen- und Nanowissenschaften und in der Quantenphysik. An der TU Hamburg werde unter Einsatz des Supercomputers die Sicherheit und der schadstoffarme Betrieb von Flugzeugen und Handelsschiffen optimiert.

Benannt wurde das System an zwei Standorten nach der Physikerin Lise Meitner (1878-1968) und der Mathematikerin Emmy Noether (1881-1935). Die beiden Rechner stehen künftig Wissenschaftlern aus Forschungseinrichtungen in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur Verfügung. Nützlich sind sie zum Beispiel für hochkomplexe Berechnungen zu Wetter, Klima- und Umweltschutz sowie zur Entwicklung wirksamer Medikamente oder neuer Materialien.

Die Finanzierung übernehmen je zur Hälfte das Bundesforschungsministerium und die norddeutschen Länder. Sie haben sich 2001 zu einem Verbund für den Betrieb von Hoch- und Höchstleistungsrechnen zusammengeschlossen.

Zuletzt gelang es in der Arzneimittelforschung einem Berliner Team aus Mathematikern, Chemikern und Medizinern, ein neues Schmerzmittel vollständig am Computer zu entwickeln. Auf der Grundlage mathematischer Modelle und Simulationen konnten die Forscher vorhersagen, wie Schmerzmittelmoleküle, die in Opiaten enthalten sind, auf den Körper wirken. Nach der erfolgreichen Simulationen sei der neue Wirkstoff nun im klinischen Test, hieß es.

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