Die aktuelle Notlage ist die schwerwiegendste seit der riesigen, drei Jahre andauernden Plage, die 1989 zu Ende ging. Damals waren die Schwärme über 30Länder zwischen Westafrika und Indien hergefallen. Diesmal ist es noch nicht ganz so schlimm. Dennoch ist die Situation beunruhigend - vor allem, weil sie so unerwartet kam: Seit der letzten Plage haben die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und viele Länder stolz verkündet, künftig könnten sie eine Krise solchen Ausmaßes verhindern.
Frühwarnsystem
Sie haben Frühwarnsysteme entwickelt. Denn die meiste Zeit sind Wüstenheuschrecken Einzelgänger; nur nach einem schweren Regenfall, der die Vegetation sprießen lässt, kommt es zur spektakulären Transformation. Erst rotten sich die Tiere zu kleinen Schwärmen zusammen; dann verbinden sich diese erneut - bis die Schwärme gigantisch werden.
Lokale Teams suchen deshalb in Zusammenarbeit mit der FAO nach frühen Anzeichen für eine Zusammenrottung. Doch das ist nicht leicht. Das Gebiet, in dem es zu einem Ausbruch kommen kann, ist riesig, unzugänglich und großteils unbewohnt. "Manchmal trifft man den Leiter eines nationalen Heuschreckenkontrollprogramms, und er weiß nicht einmal die grundlegendsten Dinge über Heuschrecken", sagt Arnold van Huis von der Universität Wageningen in den Niederlanden.
Doch selbst wenn es genügend personelle und finanzielle Ressourcen gäbe, hätte die Präventionsstrategie womöglich keine Chance, meinen manche Experten. Die ersten Ansammlungen von Wüstenheuschrecken seien so klein, dass man die Keimzellen kaum alle finden könne, sagt Symmons. Die Länder sollten lieber die großen Schwärme angreifen, sie seien die leichteren Ziele.
FAO: Prävention kann funktionieren
Clive Elliott von der FAO ist jedoch anderer Meinung: Prävention könne funktionieren. Als die Schwärme 2003 zum ersten Mal in Westafrika auftauchten, gelangten sie kurze Zeit später über das Rote Meer nach Saudi-Arabien, wo sie traditionell nach Indien und Pakistan überspringen. Aber diesen Ausbruch habe die FAO mit Präventivmaßnahmen verhindern können.
Dennoch wird der breite Einsatz der Pestizide heftig diskutiert.
Seit Oktober 2003 wurden etwa elf Millionen Liter über 110.000 Quadratkilometer Land versprüht. Zwar ist der Druck vor allem der Geberländer groß, den Einsatz der Pestizide zu reduzieren. Die Forschung an Alternativen aber geht nur langsam voran. Feldversuche sind schwierig, weil Plagen selten sind - und wenn sie passieren, hat die Eindämmung oberste Priorität. So wurden bisher nur wenige neue Pestizide getestet. Wie viel sie taugen, ist unklar.
Wenn Marokko noch drei oder vier Monate lang kämpft, könnte das Land es geschafft haben, glaubt Keith Cressman von der FAO. Andere Fachleute bezweifeln, dass der Mensch wirklich effektiv eingreifen kann. Als 1989 die letzte Plage vorüber war, führten das viele Experten schlicht auf die starken Herbstwinde zurück, die viele Heuschrecken in den Atlantik getrieben hatten.
Das war übrigens nicht das erste Mal: "Da wendete der Herr den Wind, sodass er sehr stark aus Westen kam; der hob die Heuschrecken auf und warf sie ins Rote Meer, dass nicht eine übrig blieb in ganz Ägypten", heißt es in Exodus 10. Martin Enserink
Dieser Bericht ist in einer längeren Version in der aktuellen Ausgabe des internationalen Wissenschaftsmagazins Science der AAAS erschienen. Deutsche Bearbeitung: Christina Berndt