Windkraft:Nachts, wenn es brummt

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Windkraft spaltet die Ökologen: Die Anlagen zur Gewinnung umweltfreundlichen Stroms können zur Gefahr für die Natur werden

Nicht nur an Nord-und Ostsee wehren sich Anwohner gegen den Bau von Windkraftanlagen. Im oberbayerischen Mittbach bei Erding wurden möglicherweise die Weichen für die weitere Entwicklung der Windkraft gestellt: Der Landwirt Wolfgang Kuhn wollte am Ortsrand ein Windrad aufstellen - zwischen 70 und 500 Metern von Wohnhäusern entfernt.

Die Rotoren arbeiten 24 Stunden (Foto: N/A)

Anwohner waren gegen das Vorhaben. Ihr Anwalt argumentierte, die Bewegung der Rotorblätter könne "Irritationen, Belastungs- und Beklemmungssgefühle auslösen". Die Regierung von Oberbayern teilte diese Auffassung und zog die bereits erteilte Genehmigung für die Windkraftanlage zurück.

Riesiges Stroboskop

Anwohner bestehender Anlagen beschweren sich über schlafraubende Vibrationen. Berüchtigt auch der so genannte Disko-Effekt: Drehen sich die Rotorblätter in der Sonne brechen sie stakkatoartig das Licht. In Häusern, über die der Schatten streicht, scheint es, als werde die Sonne an- und ausgeknipst.

Auch akustisch machen sich die großen Windmühlen bemerkbar. Lange Zeit galten mechanische Geräusche als das größte Problem: Generatoren und Antriebswelle knarrten und brummten, brachten die Anwohner so um ihre Ruhe. Durch Verbesserungen des Materials konnte diese Lärmquelle jedoch reduziert werden.

Verspargelung der Landschaft

Einzig das zischende Geräusch, wenn die Rotoren den Wind durchpflügen, wird sich nicht völlig eliminieren lassen. Durch eine neue Form der Rotoren konnte diese Lärmquelle jedoch auch schon verringert werden.

Massiven Widerstände formieren sich auch wegen der Veränderung des Landschaftsbildes. Gegner prognostizieren die "Verspargelung der Republik" und befürchten Nachteile für den Fremdenverkehr. Umweltschützer monieren die negativen Auswirkungen für Vögel. Die Rotoren würden zur tödlichen Falle.

Offshore-Anlagen behindern Fischer

Auch wenn die Anlagen vor der Küste - Offshore - gebaut werden - die Lösung aller Probleme ist dies nicht. Fischer sorgen sich um ihre wirtschaftliche Zukunft: "Zwischen diesen Spargelstangen kann man keine Schleppnetzfischerei mehr betreiben", kritisiert der Landesfischerverband Schleswig-Holstein.

Wertvolle rast- und Nahrungsgebiete für Zugvögel gingen verloren, prognostiziert das Bundesamt für Naturschutz. Schließlich müssen die Planer der Anlagen auch auf Schifffahrtsrouten Rücksicht nehmen. "Niemand kann sich ausmalen, was passiert, wenn ein manövrierunfähiger Tanker in einen Windpark hineinrauscht", warnt ein Beamter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.

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