Wildschweine in USA:Importierte Plage

Wildschwein

Wildschweine breiten sich in den USA immer weiter aus. Foto: Lino Mirgeler/dpa

(Foto: dpa)

Millionen Wildschweine verursachen in den USA Schäden in Milliardenhöhe. Auch in Deutschland wächst die Zahl der Tiere.

Von Ali Vahid Roodsari

Für gewöhnlich sind Wildschweine friedlich. Solange Wanderer nicht den Nachwuchs anrühren oder einem aggressiven Keiler begegnen, haben die Tiere mehr Angst vor dem Menschen als andersherum.

Eine Studie im Journal of Applied Ecology warnt aber vor einer Gefahr durch Wildschweine in den USA. Der Grund: Ihre Zahl wächst immer weiter. Experten schätzen sie auf zwischen fünf bis sechs Millionen in wenigstens 35 Bundesstaaten. Seit 2014 expandieren die Tiere zudem Richtung Norden bis nach Kanada.

Das hat Folgen für Natur und Menschen. Der Schaden, den die Tiere dabei verursachen, beläuft sich auf etwa 1,5 Milliarden Dollar jährlich. "Wildschweine schaden Eigentum, der Landwirtschaft und dem Ökosystem", sagt Gail Keirn vom US-Landwirtschaftsministerium. "Sie bedrohen auch die Gesundheit von Menschen sowie Wild-, Nutz- und Haustieren."

So verwüsten Wildschweine unter anderem landwirtschaftliche Nutzflächen wie Mais- oder Kartoffelfelder. Landwirte berichten, dass die Tiere nachts die Samen aus der Erde ausgraben. Gelegentlich greifen Wildschweine auch junge Zuchttiere wie Lämmer oder Kälber an und fressen Eier von gefährdeten Schildkrötenarten. In urbanen Gebieten legen die Tiere ihre Scheu ab und besetzen Parks und andere Grünflächen. Zudem kann es zu Problem mit Hunden kommen. Gleichzeitig sind wilde Tiere Überträger von Krankheiten wie der Schweinepest, die gefährlich für Zuchtschweine ist.

Klimawandel begünstigt die Expansion

Ursprünglich stammen Wildschweine aus Europa und Asien. Siedler brachten im 16. Jahrhundert die Tiere zu Nahrungszwecken nach Amerika. Im 20. Jahrhundert importierten die USA eurasische und russische Wildschweine für den Jagdsport. Die heutige US-Population besteht aus Abkömmlingen importierter Tiere, verwilderter Hausschweine und einer Mischung aus beiden. Gründe für die hohe Zahl der Wildschweine gibt es viele. Die Tiere sind sehr fruchtbar, anpassungsfähig und fressen so gut wie alles. Zudem haben sie in den USA wenige natürliche Feinde.

Um ihr weiteres Ausbreitungsgebiet vorherzusagen, verglichen Forscher die Zahl der Wildschweine in den USA von 1982 bis 2012. Sie stellten fest, dass die Tiere vor allem in benachbarte Gebiete expandieren. Landschaften mit kaltem Winter und viel Schnee meiden sie. Als Grund für die ungewöhnliche Ausdehnung Richtung Norden nennen Wissenschaftler den Klimawandel. Die Erderwärmung führt zu milderen Winter mit weniger Schnee und bietet den Wildschweinen bessere Lebensbedingungen.

Laut der Studie stieg die Expansionsgeschwindigkeit der Wildschweine Richtung Norden von 6,5 Kilometer jährlich auf 12,6 Kilometer jährlich. Bei diesem Tempo haben sich die Tiere innerhalb der nächsten 30 bis 50 Jahre in den meisten US-Countys ausgebreitet. Wissenschaftler fordern darum sofortige Maßnahmen, unter anderem ein Stopp des Transports der Tiere - beispielsweise zu sportlichen Zwecken.

Mehr Wildschweine in Deutschland

Auch in Deutschland wächst die Zahl der Tiere. Jäger haben im Jahr 2016 über 610.000 Wildschweine geschossen. Das ist der dritthöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnung in den 30er Jahren, schreibt der Deutsche Jagdverband in einer Pressemitteilung.

Besonders verbreitet sind die Tiere in Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder dem Saarland. Grund für die Vermehrung ist auch in Deutschland das milde Klima sowie ein Mangel an natürlichen Feinden wie Bär, Luchs oder Wolf. Letzterer verbreitet sich erst seit 2000 wieder in der Bundesrepublik.

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