Wie die Galgenvögel:Die Mafia-Methoden der Brutparasiten

Amerikanische Braunkopf-Kuhstärlinge legen anderen Vögeln nicht nur Eier ins Nest. Sie zwingen die Ersatzeltern auch mit Gewalt dazu, den fremden Nachwuchs zu versorgen.

Es geht nicht um Schutzgeld, sondern um die Versorgung fremder Kinder - doch die Methoden, mit denen Braunkopf-Kuhstärlinge andere Vogeleltern erpressen, sind denen der Mafia ganz ähnlich.

Die Mafia-Methoden der Brutparasiten

Mafiosi: Ein Braunkopf-Kuhstärling

(Foto: Foto: oh)

Wird der fremde Nachwuchs von den Ersatzeltern nicht angenommen, rächen sich die Brutschmarotzer, indem sie deren Nester zerstören.

Das berichten Forscher in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS; online vorab veröffentlicht).

Jeffrey Hoover und Scott Robinson von der Universität Florida in Gainesville hatten im Süden des US-Staates Illinois das Verhalten nordamerikanischer Braunkopf-Kuhstärlinge (Molothrus ater) untersucht, die ihre Eier ähnlich wie ein Kuckuck zum Ausbrüten in fremde Nester legen.

Mit Nistkästen lockten die Forscher Zitronenwaldsänger (Protonotaria citrea) als "Zieheltern" an. Insgesamt beobachteten sie von 1996 bis 2002 mehr als 470 Nester.

Zuerst schüchterten die Kuhstärlinge offenbar die Wirtsvögel mit Attacken ein, noch bevor sie ihnen ein oder mehrere Eier ins Nest legten. Und wenn die Ersatzeltern sich später weigerten, sich des fremden Nachwuchses anzunehmen, zerstörten die Parasiten in mehr als der Hälfte der Fälle die Nester der "Aufrührer".

Dagegen wurden bei den "vorbildlichen" Wirtspaaren nur sechs Prozent der Nester attackiert. Komplett verschont blieben die Nester, wenn sich die leuchtend gelb-orangen Zitronenwaldsänger zuvor erfolgreich gegen eine Eiablage der Brutschmarotzer im eigenen Nest gewehrt hatten.

Immerhin ein Fünftel derjenigen Nester wurde ebenfalls attackiert, deren Besitzer erste Ansprüche nicht abgewehrt, aber von den Schmarotzern auch noch kein Ei ins Nest gelegt bekommen hatten.

Derartige Attacken seien nur scheinbar sinnlos, schreiben die Forscher. Zum einen würden die potenziellen "Gasteltern" auf diese Weise eingeschüchtert und zum anderen deren Brut so lange hinaus gezögert, bis die Stärlinge zur Eiablage bereit seien.

Kuhstärlinge sind die einzigen nordamerikanischen Vögel, die ihre Jungen von anderen Vögeln ausbrüten und aufziehen lassen.

Als "Gasteltern" nutzen sie mehr als 100 verschiedene Vogelarten. Die Jungvögel schlüpfen früher als die Brut der Wirtsvögel und werfen die unliebsame Futterkonkurrenz sofort aus dem Nest.

Mitunter gelingt es den Ersatzeltern aber, neben dem Stärling auch einige eigene Küken großzuziehen.

Genau diese Ausnahmen sorgten dafür, dass es für Wirtsvögel sinnvoller ist, den "Fremdling" aufzuziehen, als dies zu verweigern und in der Folge das Nest samt eigener Brut zerstört zu bekommen, erklären die Forscher.

In den beobachteten Fällen hätten die aufrührerischen Waldsänger 60 Prozent weniger eigenen Nachwuchs groß gezogen als ihre duldsamen Artgenossen.

(dpa)

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