Wetter:Regenmacher Mensch

Es ist offenbar mehr als nur ein Gefühl, dass am Wochenende besonders häufig Wolken aufziehen. Ursache des Phänomens sind vermutlich die Abgase des Berufsverkehrs unter der Woche.

Wer hat nicht schon einmal den Eindruck gehabt, dass das Wetter am Wochenende häufiger schlecht ist, als an normalen Wochentagen?

Regenwolken

Regenwolken dank Berufsverkehr?

(Foto: Foto: dpa)

Klar - aber vermutlich haben die meisten dieses Gefühl, dass Regenwolken besonders gern dann aufziehen, wenn man gerade den Grill angeworfen hat, ins Reich der selektiven Wahrnehmung verwiesen.

Zu Unrecht, wie Karlsruher Wissenschaftler jetzt vermuten. Ihren Daten zufolge scheint an Wochentagen tatsächlich häufiger die Sonne, als an Wochenenden - und schuld daran ist der Mensch!

Ursache des Phänomens sind offenbar Abgase, die wegen des Berufsverkehrs vor allem in der Woche ausgestoßen werden, berichten die Forscher im Fachmagazin Geophysical Research Letters (Bd. 34, S. L03819, 2007).

Die Meteorologen Dominique Bäumer und Bernhard Vogel von der Universität Karlsruhe haben Wetterdaten von zwölf verschiedenen Stationen des Deutschen Wetterdienstes aus den Jahren 1991 bis 1995 ausgewertet - insgesamt 6,3 Millionen Messwerte.

Das Ergebnis: Zu Wochenbeginn scheint die Sonne im Durchschnitt eine Viertelstunde länger als am Samstag.

Im Gegenzug nimmt die Bewölkung zu - an Wochenenden regnet es zehn Prozent häufiger als zu Wochenbeginn. Auch die Niederschlagsmenge ist am Samstag und Sonntag höher: Sie steigt im Lauf der Woche um 15 Prozent. Die Temperatur ist mittwochs am höchsten und liegt im Schnitt 0,2 Grad über dem samstäglichen Minimum.

Das Phänomen zeigte sich an allen zwölf Wetterstationen - obwohl nur ein Teil von ihnen in Großstädten stand.

"Es handelt sich somit nicht um ein begrenztes lokales Phänomen, das beispielsweise mit direkten Wärmeemissionen erklärt werden könnte", sagte Bäumer. In der Natur existiere kein Prozess, der über einen langen Zeitraum eine solche Periodizität von genau einer Woche bewirken könne. Deshalb komme nur der Mensch als Ursache in Frage.

Alles deute darauf hin, dass vom Menschen erzeugte Partikel wie Ruß oder Sulfat verantwortlich für das Phänomen seien, erklärte Vogel.

"Diese Partikel und ihre gasförmigen Vorläufersubstanzen werden verstärkt an Wochentagen von Verkehr und Industrie emittiert, während die Emissionen samstags und insbesondere sonntags deutlich zurückgehen."

Mit der Analyse werden nicht nur all jene Menschen bestätigt, die schon immer ahnten, dass das Wetter am Wochenende schlechter ist. Die Untersuchung stellt zudem eine neuartige Möglichkeit dar, Klimamodelle und die in ihnen verwendeten Annahmen zu überprüfen und zu verbessern, schreiben die Meteorologen.

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