Wetter:Wie ungewöhnlich sind die hohen Temperaturen im Oktober?

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Goldener Oktober in Fürth. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

In vielen Regionen Deutschlands werden mehr als 25 Grad Celsius gemessen. Wie außergewöhnlich sind die Temperaturen - und könnten sie helfen, Gas zu sparen?

Von Christoph von Eichhorn

Gerade fühlt sich dieser Oktober in vielen Teilen Deutschlands eher wie August an: Bis zu 26 Grad wurden am Sonntag in Rosenheim gemessen. Am Montagnachmittag könnte es sogar noch heißer werden. Am Oberrhein sind bis zu 27 Grad möglich, ähnlich warm könnte es in den Regionen um Magdeburg und Leipzig werden.

Klar ist, für Mitte Oktober ist es gerade ungewöhnlich mild, der Deutsche Wetterdienst rechnet damit, dass regionale Rekorde für diesen Zeitraum fallen könnten. Prinzipiell sind einzelne Tage mit mehr als 20 Grad im Oktober aber nichts Ungewöhnliches. So wurden auch im vergangenen Jahr in München am Tag der Deutschen Einheit 27,5 Grad gemessen. Und in Rosenheim wurden vor vier Jahren Mitte Oktober noch 28 Grad erreicht. Aktuell haben die warmen Temperaturen vor allem mit warmer Meeresluft zu tun, die aus dem Süden einströmt. "Solche Wärmeperioden sind in der Übergangsjahreszeit wie im Oktober nichts ungewöhnliches", sagt Lothar Bock vom Regionalen Klimabüro München des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der Grund sei, dass aus Südwesten immer noch sehr warme Luft oder aus Norden bereits deutlich kühlere Luft heranströmen könne. "Welche Luftmasse dominant ist, hängt dann von der konkreten Großwetterlage ab", sagt Bock.

Allerdings steigen die Durchschnittstemperaturen auch langfristig betrachtet an, eine klare Folge des Klimawandels. Betrug die mittlere Temperatur im Oktober zwischen 1961 und 1990 noch 9,0 Grad, so waren es in der darauffolgenden 30-Jahres-Periode zwischen 1991 und 2020 bereits 9,4 Grad.

Für den Gasverbrauch spielt das Wetter im Frühherbst noch keine sehr große Rolle

Ob die milden Temperaturen auch den Gasverbrauch bremsen und die Energiekrise entschärfen? Wahrscheinlich nur sehr bedingt. Laut Bundesnetzagentur wird aktuell weiter Gas eingespeichert, mit zuletzt 0,17 Prozentpunkten Steigerung pro Tag aber auf geringem Niveau. Dies hat weniger mit der aktuellen Wetterlage zu tun, sondern eher damit, dass die Gasspeicher mit aktuell 95,14 Prozent bereits sehr gut gefüllt sind und sich Speicher mit hohem Füllstand langsamer befüllen lassen. Außerdem steigt der Gasverbrauch der Haushalte erfahrungsgemäß erst in der zweiten Novemberwoche steil an, weil dann besonders viele Menschen die Heizung anwerfen. Dass die Temperaturen im Frühherbst noch nicht eine so große Rolle für den Gasverbrauch spielen, zeigt auch der Vergleich zwischen September 2022 und dem September des Vorjahres. So war es dieses Jahr merklich kälter als im September 2021, trotzdem lag der Verbrauch der Haushalte unter dem Vorjahresniveau, was auch mit bewussten Einsparungen zu tun haben dürfte.

Mit Abstand am meisten Gas wird in den Monaten Dezember, Januar und Februar verbraucht. Entscheidend dafür, wie schnell sich die Gasspeicher leeren, wird also der Winter sein. Ob dieser besonders warm oder kalt ausfällt, kann momentan aber niemand mit Sicherheit sagen.

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Sicher ist, dass die Winter zuletzt immer wärmer geworden sind. So lag die Durchschnittstemperatur der zurückliegenden zehn Winter laut DWD um 2,2 Grad Celsius über dem Mittel von 1961 bis 1990. An allen Wetterstationen geht zudem langfristig die Anzahl der Frosttage zurück. Dies sind Tage, an denen die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt. In Frankfurt beispielsweise war das zwischen 1961 und 1990 noch durchschnittlich 55 Mal im Jahr der Fall, zwischen 1991 und 2020 nur noch 44 Mal. Auch verschiebt sich der erste Frost des Jahres immer weiter nach hinten im Jahresverlauf. In München tritt am 6. November durchschnittlich der erste Frost auf, rund eine Woche später als noch zwischen 1961 und 1990. Diese Veränderungen sind ein merklicher Ausdruck der Erderwärmung. Das bedeutet jedoch nicht, dass eiskalte Winter gar nicht mehr möglich sind.

Auch wenn es momentan noch dem Blick in die Glaskugel gleicht: Der europäische Klimawandeldienst Copernicus hält in seiner jüngsten saisonalen Vorausschau einen solchen Kältewinter in Europa dieses Jahr zumindest für unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass in großen Teilen Mitteleuropas, des Mittelmeerraums und Großbritanniens zwischen Dezember und Februar überdurchschnittliche Temperaturen herrschen, liegt demnach bei 50 bis 60 Prozent.

Mit den aktuell sommerlichen Temperaturen dürfte es dagegen bald vorbei sein. Bereits am Montag dürfte es in der Nordwesthälfte Deutschlands verbreitet Gewitter und Regenfälle geben. Im Süden werden dann ab Dienstag Schauer und Gewitter erwartet.

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