Wetter:Heißer Februar

Auch wenn es sich in Deutschland entschieden anders anfühlte, global gesehen war der Februar nahe am Wärmerekord.

Christopher Schrader

Global betrachtet war der Februar sehr warm, auch wenn es sich in Deutschland nicht so angefühlt hat. Nach Daten der Nasa war der Februar dieses Jahres der zweitwärmste seit Beginn der regelmäßigen Messungen. Zum gleichen Ergebnis kommen Forscher der University of Alabama in Huntsville. Beide Teams haben bei ihrer Auswertung von Satellitenmessungen festgestellt, dass die Temperaturen etwas mehr als 0,7 Grad Celsius über dem langjährigen globalen Durchschnitt lagen. Nur der Februar des Jahres 1998 war noch wärmer.

Deutschland hingegen erlebte tatsächlich besondere Kälte. Die Temperaturen lagen um ein Grad unter dem statistischen Mittel - bei minus 0,6 statt plus 0,4Grad, wie der Deutsche Wetterdienst vermeldet hat. Besonders im Norden war das zu spüren, dort war der Monat teilweise um volle zwei Grad kälter als zu erwarten. Kein Bundesland konnte den langjährigen Mittelwert übertreffen, am nächsten lagen Baden-Württemberg und das Saarland dran, wo es jeweils 0,4 Grad zu kalt war. Bayern ist mit einem Minus von 0,7 Grad gegenüber der lokalen Statistik vergleichsweise glimpflich davon gekommen, war aber im Februar zusammen mit Thüringen absolut betrachtet das kälteste Bundesland.

In den USA zeigten die Thermometer nach Angaben der amerikanischen Wetterbehörde NOAA 1,2 Grad weniger an als zu erwarten. Dafür war es im Norden Kanadas teilweise fünf Grad wärmer als um die Jahreszeit üblich. Diese Daten veranlassen die NOAA offenbar dazu, beim Blick auf den ganzen Globus etwas andere Akzente zu setzen als die Kollegen vom Goddard-Institut der Nasa und aus Huntsville. Das Amt erstellt seine Analyse aus den Messdaten von Wetterstationen. Demnach war der Februar 2010, den ganzen Globus betrachtend, der sechstwärmste in der Statistik.

Die NOAA-Daten erklären auch, wie das Frieren der Europäer und Amerikaner zu den globalen Spitzenwerten anderer Forscher passt. Zum einen haben die kalten Landmassen in Europa und Nordamerika einen Rekord verhindert. Zum anderen aber waren die Weltmeere überhaupt nur einmal in einem Februar wärmer: ebenfalls im Jahr 1998. Zudem erlebt die südliche Halbkugel zurzeit einen Rekordsommer. Sowohl die Landmassen als auch die Ozeane sind dort so warm wie nie seit es Wetterdaten gibt. Dazu trägt besonders das sogenannte El-Niño-Phänomen im Pazifik bei, das Meeresströmungen, Luftdruck und Regenfälle beeinflusst und weltweit für höhere Temperaturen sorgt. Es wirkte auch 1998 sehr intensiv und erzeugte Rekordwerte.

Diese Daten sind deshalb bedeutsam, weil überall auf der Welt Menschen an der Realität des Klimawandels zu zweifeln begonnen haben. Dazu trägt der kalte Winter in Europa und den USA ebenso bei wie der Hinweis darauf, dass es seit 1998 kein globales Rekordjahr und damit keine Erwärmung mehr gegeben habe. Klimaforscher haben jedoch immer wieder darauf hingewiesen, dass natürliche Schwankungen den allgemeinen Trend zur Erwärmung auch ein Jahrzehnt lang überdecken können.

Zwei neue Analysen zeigen nun wieder, dass der Einfluss der Menschheit auf das Klima auf lange Sicht viel größer ist. Zum einen haben Frankfurter Forscher um den Meteorologen Christian Schönwiese die Temperaturentwicklung seit 1860 mit einem statistischen Modell untersucht.

Die Zacken der Kurve ließen sich am besten erklären, schreiben sie, wenn man drei Faktoren betrachtet. Erstens habe die Menschheit das Klima durch Treibhausgase um 0,9 bis 1,5 Grad aufgeheizt, es zweitens aber durch Luftschadstoffe auch wieder um 0,2 bis 0,5 Grad abgekühlt.

Hinzu kämen drittens kurzfristige, natürliche Variationen von 0,2 Grad, die durch den El Niño, Vulkane und Schwankungen der Sonnenaktivität entstehen (Meteorologische Zeitschrift, Bd. 19, S. 3, 2010). Sie verdeckten den menschlichen Einfluss auf das Klima derzeit.

Die zweite Arbeit blickt statt in die Vergangenheit in die Zukunft. Die Forscher um Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung haben sich gefragt, was mit dem Klima passieren würde, wenn die Sonne in ein lang anhaltendes Minimum ihrer Aktivität geriete. Zurzeit ist der bisher gemessene Elf-Jahres-Zyklus des Taggestirns durcheinander geraten; eine ähnliche Verschiebung hat womöglich im späten 17. Jahrhundert die sogenannte kleine Eiszeit mit ausgelöst, in der holländische Landschaftmaler Menschen auf zugefrorenen Kanälen zeigten.

Damals habe die Kraft der Sonne um 0,8 Promille unter den Werten von 1950 gelegen. Im 21. Jahrhundert jedoch, zeigen die Forscher nun, könnte auch ein dreimal so großer Rückgang, der bis zum Jahr 2100 anhält, die Klimaerwärmung kaum bremsen. Die Temperaturen würden zwar um maximal 0,3 Grad tiefer liegen als bei einem regulären Sonnenzyklus - aber gleichzeitig wegen der Treibhausgase um mindestens drei Grad steigen (Geophysical Research Letters, online).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: