Wetter:Frostiger April

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Seit 40 Jahren hat es keinen so kalten April in Deutschland mehr gegeben. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Ostermonat war der kälteste seit 40 Jahren in Deutschland. Unter den vielen Frosttagen litt besonders die Vegetation.

Von Benjamin von Brackel

Die Sehnsucht nach Frühling und wärmeren Temperaturen war in diesem Lockdown-Winter bei vielen Menschen besonders groß. Doch der Frühling täuschte nur an - mit Sommerwetter im Südwesten am 1. April und einem darauf folgenden Kälteeinbruch, der den ganzen Monat andauerte. Seit 40 Jahren hat es keinen so kalten April in Deutschland mehr gegeben, erklärte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach nach Auswertung seiner Messstationen. Im Schnitt lagen die Temperaturen mit 6,1 Grad Celsius um 1,3 Grad unter den Werten der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 und sogar um 2,9 Grad unter den Werten der jüngeren und wärmeren Periode von 1991 bis 2020.

Grund für den frostigen April: Das Wetter hatte sich buchstäblich gedreht. Sogenannte meridionale Wetterlagen ließen wie eine Schneise einen Luftaustausch zwischen Norden und Süden zu. Über dem Atlantik hatte sich ein Hoch eingenistet und über Skandinavien ein Tief, um das die Luftmassen entgegen dem Uhrzeigersinn kreiselten und damit kühle Polarluft nach Deutschland brachten.

Da die Arktis Ende März erst wieder aus der Polarnacht erwacht war, herrschte dort im April noch Dauerfrost, während in Nordafrika schon sommerliche Hitze dominierte. Das erklärt, warum es im Ostermonat je nach Wetterlage mal besonders heiß (wie zu Monatsbeginn) oder mal besonders kalt war. Mit dem Klimawandel dürfte das nichts zu tun haben. "Was wir im April erlebt haben, ist Wetter", sagt DWD-Sprecher Andreas Friedrich. "Das war ein lokaler, kurzzeitiger Effekt."

Was sehr wohl mit dem Klimawandel zu tun hat, ist hingegen der Langzeittrend: Danach haben sich die Temperaturen für den April in Deutschland im Mittel um fast zwei Grad Celsius seit 1881 erhöht. Ein deutlich zu kalter April wird damit seltener, aber hin und wieder kann es ihn trotzdem noch geben.

Und wenn es dazu kommt, dann leidet darunter vor allem die Natur. Denn wenn sich im Zuge des Klimawandels die Vegetationsperioden nach vorne verschieben und zum Beispiel Obstbäume früher blühen, dann sind sie anfällig bei Spätfrost: Apfelbäume, Zwetschgenbäume oder frühe Sorten von Süßkirschen, die ihren Blühbeginn in manchen Regionen durchschnittlich schon acht Tage nach vorne verschoben haben. "Wenn Spätfröste auftreten, kommt es zu irreversiblen Schäden, sodass man nicht mehr mit Früchten rechnen kann", sagt der Agrarklimatologe Klaus-Peter Götz von der HU-Berlin, der jahrelang Süßkirschen im Berliner Ortsteil Dahlem untersucht hat. "Und genau das ist gerade der Fall."

Nach einigen sehr warmen Tagen im Februar und März häufte der April im Schnitt 13 Frosttage an - so viele wie seit 1929 nicht mehr. Auf der Schwäbischen Alb in Meßstetten wurden am 6. April gar minus 13,6 Grad Celsius gemessen. "Die hohe Zahl an Frosttagen war sehr außergewöhnlich", so Friedrich. Dazu war es sehr trocken, was die Vegetation zusätzlich belastete.

Fürs Erste dürfte es mit der Kälte nun vorbei sein: Für den sogenannten Jahreszeiten-Trend prognostizieren die DWD-Wissenschaftler für die Monate Mai bis Juli eine 0,5 bis 1 Grad Celsius zu warme Phase gegenüber den vergangenen 30 Jahren.

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