Werkzeuggebrauch bei Schimpansen:Wenn schon Hammer, dann richtig

Manche Schimpansen knacken Nüsse mit Hilfe von Steinen - das ist bekannt. Aber die Werkzeuge werden nicht willkürlich ausgesucht. Die Tiere lernen schnell, worauf es ankommt.

Eigentlich überrascht die Meldung nur jene, die unsere nächsten Verwandten noch immer unterschätzen: Schimpansen benutzen nicht nur Werkzeuge, deren Anwendung sie sich von Vorbildern abschauen. Sie können auch ein gutes von einem schlechten Instrument unterscheiden.

Schimpansen suchen sich den besten Hammer

Stehen verschieden schwere Gegenstände zur Verfügung, die man als Hammer verwenden kann, dann begreifen Schimpansen, dass das schwerste Gerät am effektivsten ist.

(Foto: dapd/Schrauf et al.)

Will ein Schimpanse etwa Nüsse knacken, so benutzt er nicht nur einen harten Gegenstand anstelle seiner Hand - er begreift auch, dass das Ding möglichst schwer sein sollte, damit es ordentlich kracht. Das belegt eine Untersuchung von Wissenschaftlern um Cornelia Schrauf von der Universität Wien.

Nüsseknacken mit Hilfe einer Unterlage und eines Gegenstandes zum Zertrümmern der Schale sei für Schimpansen eine sehr komplexe Tätigkeit und langwierig zu lernen, erklärte Schrauf. In bestimmten Gebieten Afrikas übernehmen junge Schimpansen das von ihren Eltern und brauchen dafür vier Jahre. Sie können es aber auch von Menschen lernen, wie Versuche an dem japanischen Affenforschungszentrum Great Ape Research Institute in Okayama, zeigten. Hier fanden auch die Experimente statt, über die Schrauf und ihre Kollegen im Fachmagazin PLoS One berichten.

In einem ersten Versuch reichte ein Tierpfleger den Affen nacheinander je drei unterschiedlich schwere, handgroße Würfel aus Aluminium. Der leichteste wog 300 Gramm, der mittlere 600 und der schwerste 1200 Gramm. Nachdem die Affen das Gewicht der Werkzeuge gespürt hatten, wurden diese in Reichweite neben sie platziert. Zudem erhielten die Tiere eine Macadamia-Nuss.

Der zweite Versuch verlief ähnlich, nur dass die Schimpansen statt der Würfel Aluminiumkugeln erhielten. Damit wollten die Forscher herausfinden, ob die Form die Entscheidung für ein Werkzeug beeinflusst. Im dritten Versuch hatten die Affen ebenfalls Kugeln zur Auswahl, allerdings mit einem größeren Gewichtsunterschied - 200, 800, und 1400 Gramm.

Im Experiment mit den Würfeln habe unter den sechs Schimpansen nur das Alpha-Männchen Loi, das bereits Nussknacker-Erfahrung mitbrachte, sofort verstanden, dass die angebotenen Macadamia-Nüsse mit dem schwersten Würfel mit weniger Schlägen zu knacken sind, berichten die Forscher. In den nachfolgenden Durchgängen schienen aber auch die meisten anderen Affen die Vorteile schwererer Werkzeuge zu begreifen: Spätestens im dritten Versuch griffen auch ungeübte Schimpansen nach den schwersten Hämmern.

Schnelles Alpha-Männchen

Mit Kugeln, die einfacher zu handhaben seien, hätten alle erwachsenen Affen den Zusammenhang zwischen Gewicht und der Anzahl der Schläge verstanden. Das Alpha-Männchen war allerdings wiederum am schnellsten und geschicktesten.

"Die leichteste Kugel haben die Affen sofort zurückgelegt. Sie haben sehr viel von den Eigenschaften dieses Werkzeuges verstanden", sagte Schrauf. "Offenbar gibt es einen Zusammenhang bei der Erfahrung mit einer Tätigkeit und dem schnellen Erkennen neuer Zusammenhänge." Ein Affenjunges im Alter von knapp vier Jahren konnte noch gar nicht mit den Werkzeugen umgehen.

Insgesamt zeige das Experiment, dass Schimpansen in der Lage seien zu verstehen, welche Eigenschaften ein optimales Werkzeug mitbringen sollte. Dass im ersten Experiment noch nicht alle Tiere den Vorteil der Schwergewichte erkannt haben, könnte an der Handhabbarkeit der Werkzeuge gelegen haben, wie die Forscher vermuten. Denn die angebotenen Würfel seien für die Affen weniger gut zu greifen als die Kugeln, vor allem, wenn sie schwerer waren. "Diese Fähigkeit, Werkzeuge zu unterscheiden, gehört eindeutig zum Potenzial der Schimpansen, aber damit ist nicht gesagt, dass jeder Schimpanse das kann", sagte die Wissenschaftlerin.

In einer anderen Studie der Universität Rennes in Frankreich änderten Mangaben-Affen ihr Betteln um Nahrung abhängig davon, ob die Forscher ihnen Aufmerksamkeit zukommen ließen oder nicht. Die Affen erlernten zunächst "Anforderungs-Gesten". Sie gestikulierten dann mehr und schneller, wenn die Forscher ihnen Körper und Kopf zuwandten.

Das zeige, dass nicht nur große Menschenaffen, sondern auch kleinere Affenarten absichtlich Signale in der Kommunikation mit Menschen verwendeten, schreiben die Forscher um Audrey Maille ebenfalls in PLoS One.

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