Weltraumteleskop "Kepler":Reanimation im All

Weltraumteleskop "Kepler": Müde nach erfolgreicher Jagd: das Weltraumteleskop "Kepler"

Müde nach erfolgreicher Jagd: das Weltraumteleskop "Kepler"

(Foto: Nasa/Kepler mission/Wendy Stenze)

Wegen einer technischen Panne funktioniert das Weltraumteleskop "Kepler" nicht mehr. Nun will die Nasa einen letzten Versuch starten, den erfolgreichen Planetensucher zu retten.

Von Alexander Stirn

Das amerikanische Weltraumteleskop Kepler wird als einer der großen Entdecker in die Geschichte der Raumfahrt eingehen: 3277 potenzielle Planeten außerhalb unseres Sonnensystems hat das Weltraumteleskop bislang ausgemacht.

Doch nun steckt der Planetensucher wegen einer technischen Panne fest. Die Nasa will einen letzten Rettungsversuch starten.

"Ich glaube nicht, dass die Chancen besonders gut stehen, aber vielleicht werden wir überrascht", sagt der stellvertretende Projektmanager Charlie Sobeck.

Zwei festgefahrene Reaktionsräder sind das Problem. Die rotierenden Scheiben sind notwendig, um das Teleskop punktgenau auf eine Himmelsregion auszurichten. Vier Räder sind für diesen Zweck an Bord, mindestens drei werden für den wissenschaftlichen Betrieb benötigt.

Nachdem im Juli 2012 bereits das erste Reaktionsrad unrundlief und abgeschaltet werden musste, fraß sich im Mai auch das zweite Rad fest. Trotz vollen Drehmoments bewegte es sich keinen Zentimeter mehr. Möglicherweise, so die Ferndiagnose der Nasa-Ingenieure, ist sein Lager defekt.

Aufgrund der zweiten Panne muss Kepler momentan in einem Sicherheitsmodus ausharren: Die eingebauten Steuerdüsen richten das Teleskop in Abständen auf, der Strahlungsdruck der Sonne kippt es wieder um. An Wissenschaft ist während dieser Pendelbewegung nicht zu denken, aber immerhin bleibt Keplers Antenne auf die Erde ausgerichtet.

Seit Donnerstagabend empfängt sie wieder Kommandos. Bei ihren Rettungsversuchen wollen sich die Ingenieure zunächst auf das im Mai ausgefallene Rad konzentrieren, sagt Sobeck im Gespräch mit dem US-Fachmagazin Spacenews. Zeigt es, wie zu befürchten ist, keine Reaktion, kommt das zweite havarierte Rad an die Reihe. Hier ist die Hoffnung größer, dass sich nach einjähriger Zwangspause wieder Schmiermittel in den Lagern angesammelt haben könnte.

Um das Anspringen zu erleichtern, soll das Teleskop zudem Richtung Sonne ausgerichtet werden. Anschließend wollen die Techniker das aufgewärmte Rad zunächst in die eine, dann in die andere Richtung bewegen, wie bei einem im Sand festgefahrenen Autoreifen. Die Prozeduren sind bereits an einem Modell des Teleskops beim Hersteller Ball Aerospace in Colorado getestet worden.

Sollte eines der Reaktionsräder anspringen, hoffen die Nasa-Techniker, ihr Observatorium mindestens drei Monate lang auf ein Ziel am Himmel ausrichten zu können. So viel Zeit ist nötig, um ein mehrmaliges Verdunkeln eines Sterns festzuhalten - ein möglicher Hinweis auf einen Exoplaneten, der zwischen Teleskop und ferner Sonne seine Bahnen zieht.

Nach seinem Start im März 2009 sollte Kepler ursprünglich dreieinhalb Jahre lang nach Exoplaneten suchen. Im April vergangenen Jahres wurde die Mission um vier Jahre verlängert. Kurz danach begannen die Probleme. Immerhin: Schon heute hat Kepler 135 bestätigte Exoplaneten gefunden; mehr als 3000 Kandidaten warten auf ihre Überprüfung.

"Wir haben große Mengen an Daten, die noch analysiert werden müssen", schreibt Missionsmanager Roger Hunter im Blog. Selbst wenn der Rettungsversuch fehlschlägt, dürfte von dem Teleskop noch einiges zu erwarten sein.

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