Weltraum:Astronomen enträtseln angeblichen Alien-Stern

Tabbys Stern

Ein Ring aus Staub umgibt "Tabbys Stern" in dieser Illustration - keine Alien-Bauwerke.

(Foto: JPL Caltech)
  • Ein unregelmäßig flackernder Stern, genannt "Tabbys Stern", faszinierte in den vergangenen Jahren Astronomen und Alien-Fans.
  • Bislang fehlt eine Erklärung, warum die Helligkeit des Sterns so stark schwankt. Manche vermuteten ein gigantisches Bauwerk von Außerirdischen.
  • Eine akutelle Studie widerlegt diese Vermutung. Der Stern wird stattdessen wohl von feinen Staubpartikeln umkreist, die das Licht schlucken.

Der "seltsamste Stern der Milchstraße" birgt wohl doch kein sensationelles Geheimnis. Das berichten Forscher um Tabetha Boyajian von der Louisiana State University im Fachblatt The Astrophysical Journal Letters. Statt Aliens vermuten die Wissenschaflter eine deutlich banalere Ursache: Staub.

Seiten Jahren ranken wilde Spekulationen um "Tabbys Stern", wie er nach seiner Entdeckerin Tabetha Boyajian getauft wurde. Astronomen schlagen zahlreiche Erklärungen für das ungewöhnliche Verhalten des Sterns vor: So könnte er Planeten besitzen, die gelegentlich vor dem Stern vorbeiziehen und ihn dabei teilweise abdecken. Allerdings verdunkeln selbst Riesenplaneten wie der Jupiter in unserem System ihre Sterne typischerweise nur um etwa zwei Prozent.

Der spektakulärste Erklärungsversuch lautet, dass eine technologisch fortgeschrittene Zivilisation um den Stern eine sogenannte Dyson-Sphäre gebaut hat, um ihren Energiebedarf zu decken. Der US-Theoretiker Freeman Dyson hatte in den 1960er-Jahren spekuliert, solche Zivilisationen könnten eine gigantische gitterartige Schale um ihren jeweiligen Stern konstruieren, um damit möglichst viel Strahlungsenergie zu ernten. Konkrete Hinweise auf eine außerirdische Zivilisation gibt es bei Tabbys Stern allerdings nicht.

100 000 US-Dollar per Crowdfunding eingesammelt

Die jüngsten Analysen des Teams um Boyajian schließen eine künstliche "Megastruktur" wie eine Dyson-Sphäre nun nahezu aus. Stattdessen deuten die Daten auf extrem feinen Staub mit typischer Korngröße von deutlich weniger als einem tausendstel Millimeter hin, wie die Forscher schreiben. Solcher Staub schluckt Licht verschiedener Farben unterschiedlich stark. Der Staub sollte sich allerdings erwärmen und sich so über zusätzliche Infrarotstrahlung bemerkbar machen. Diese Strahlung konnte bislang nicht beobachtet werden, ist jedoch auch schwer messbar.

Und doch: "Staub ist höchstwahrscheinlich der Grund, warum das Licht des Sterns heller und dunkler wird", erläutert Boyajian in einer Mitteilung ihrer Universität. "Die neuen Daten zeigen, dass verschiedene Lichtfarben mit unterschiedlicher Intensität blockiert werden. Was immer zwischen uns und dem Stern vorbeizieht ist daher nicht undurchsichtig, wie man es von einem Planeten oder einer außerirdischen Megastruktur erwarten würde."

Ob der vermutete Staub in Form einer Scheibe oder anders angeordnet ist, wissen die Forscher nicht. "Die jüngste Forschungsarbeit schließt Alien-Megastrukturen aus, aber sie macht andere Phänomene stichhaltiger", sagte Co-Autor Jason Wright von der Penn State University. Neben einer Schicht von Staub sei auch denkbar, dass der Stern sich von selbst verdunkle, aus noch ungeklärter Ursache.

Die Helligkeit von "Tabbys Stern" schwankt in unregelmäßigen Abständen um bis zu 22 Prozent. Das ist extrem ungewöhnlich für eine Sonne dieses Typs. Der etwa 1000 Lichtjahre entfernte Stern mit der Katalognummer KIC 8462852 ist nur knapp 50 Prozent größer und massereicher als unsere Sonne und sollte nach den etablierten Sternmodellen weitgehend gleichmäßig leuchten.

Das Rätsel um Tabbys Stern ist so fesselnd, dass 1700 Unterstützer mehr als 100 000 US-Dollar (etwa 83 000 Euro) für die Beobachtung des Sterns gespendet haben. Mit dem Geld konnten die Forscher bei Teleskopen Beobachtungszeit buchen, um KIC 8462852 zwischen März 2016 und Dezember 2017 genauer zu untersuchen. Der Stern verdunkelte sich währenddessen vier Mal. Zwei der Episoden benannten die Unterstützer des Forschungsprojekts nach untergegangenen Städten auf der Erde - Scara Brae in Schottland und Angkor im heutigen Kambodscha.

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