Weltnaturkonferenz:China will 30 Prozent der Erde schützen

Weltnaturkonferenz: Chinas Umweltminister Huang Runqiu spricht kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen auf der Weltnaturkonferenz in Montreal.

Chinas Umweltminister Huang Runqiu spricht kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen auf der Weltnaturkonferenz in Montreal.

(Foto: ANDREJ IVANOV/AFP)

Kommt doch noch der "Montreal-Moment"? Zum Abschluss der Biodiversitätskonferenz in Montreal legt China einen unerwartet weitreichenden Vorschlag für ein Weltnaturabkommen vor.

Von Thomas Krumenacker

Der Plan ist für Beobachter überraschend ehrgeizig: Im Ringen um ein neues Weltnaturabkommen hat die chinesische Präsidentschaft der UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal am Sonntag einen weitreichenden Entwurf vorgelegt. Darin wird das Ziel übernommen, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und der Meeresfläche der Erde unter einen wirksamen Schutz zu stellen. Außerdem sollen auf 30 Prozent der ökologisch geschädigten Ökosysteme bis 2030 Renaturierungsmaßnahmen anlaufen. Mit beiden Vorschlägen kommt China unter anderem Forderungen aus der EU entgegen. 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen gilt als wichtigste Maßnahme, um den Verlust von Arten und Ökosystemen zu stoppen. Zudem sollen Entwicklungsländer mehr Geld bekommen.

Das "Präsidentschaftspapier" gilt als vorentscheidend für den Ausgang der Konferenz. Zwar sind einzelne Änderungen am Text noch möglich. Aber im Grundsatz stehen die Mitgliedstaaten nun vor der Wahl, dem Entwurf zuzustimmen oder ihn abzulehnen. Um ein neues "Globalen Rahmenabkommen für Biodiversität" zu verabschieden, ist Einstimmigkeit nötig.

Der Vorschlag lässt jedoch ein Schlupfloch

Der chinesische Entwurf wird den Umweltministern der 196 Mitgliedstaaten der UN-Biodiversitätskonvention zur Diskussion und Beschlussfassung vorgelegt. Eine Entscheidung wird erst für die Nacht auf Dienstag erwartet.

Der Entwurf kommt Entwicklungsländern beim Geld und Industrieländern beim Schutzniveau entgegen. So ist vorgesehen, dass die Industriestaaten den ärmeren, aber besonders artenreichen Ländern des globalen Südens bis 2025 mindestens 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Finanzierung des Naturschutzes zahlen. Das entspricht einer Verdoppelung bisheriger Zusagen. Bis 2025 soll dieser Betrag auf mindestens 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr anwachsen. Ob die Summe ausreicht, um die Entwicklungsländer zur Zustimmung für das Abkommen zu bewegen, ist offen. Bisher fordern sie jährlich 100 Milliarden Dollar.

Beim ökologisch besonders wichtigen Ziel, die Verwendung naturschädlicher Pestizide zu reduzieren, hat China das Ziel übernommen, "das Gesamtrisiko durch Pestizide und hochgefährliche Chemikalien um mindestens die Hälfte" zu reduzieren. Durch die Möglichkeit einer "integrierten Schädlingsbekämpfung" bleibt aber ein Schlupfloch.

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Sperm whale.Physeter macrocephalus.Near the Azores Islands (Portugal). North Atlantic Ocean Copyright: xFrancoisxGohierx

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