WWF spricht von „Blamage“:Weltnaturkonferenz endet ohne Einigung zu Finanzierung

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Eine indigene Aktivistin demonstriert auf der COP16 im kolumbianischen Cali gegen die Tötung von Umweltschützern. (Foto: LUIS ACOSTA/AFP)

Die Weltnaturkonferenz in Kolumbien bringt in der zentralen Frage, wer für den Artenschutz bezahlt, keinen Durchbruch. Das liegt auch am Widerstand der EU.

Die Weltnaturkonferenz COP16 im kolumbianischen Cali ist ohne Einigung zur zentralen Frage der Finanzierung des Artenschutzes beendet worden. Die Naturschutzorganisation WWF teilte mit, das Treffen sei abrupt unterbrochen worden, weil trotz ausstehender Agendapunkte nicht mehr genügend Delegierte vor Ort waren. „Das Ziel, die Naturzerstörung bis 2030 aufzuhalten und sogar rückgängig zu machen, verbleibt nach dieser Konferenz noch in weiter Ferne“, sagte Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland. Das Ende der Weltnaturkonferenz sei eine „Blamage“, so der WWF.

Bei der COP16 ging es vor allem um die technische Umsetzung des vor zwei Jahren in Montreal beschlossenen Weltnaturvertrages mit insgesamt 23 Zielen sowie um Finanzierungsfragen. 2022 hatten sich in Montreal rund 200 Staaten unter anderem verpflichtet, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Die Konferenz war bereits verlängert worden, ursprünglich sollte sie lediglich bis Freitag dauern.

„Es ist bedauerlich, dass die Weltnaturkonferenz zu Ende gegangen ist, ohne dass eine Strategie beschlossen wurde, wie weitere Gelder für den Naturschutz aufgebracht werden können“, teilte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), mit.

Streit um Gelder für Biodiversitätsfonds

Ein wesentlicher Streitpunkt auf der Konferenz war die Finanzierung des Artenschutzes. In Montreal hatte die Staatengemeinschaft zugesagt, jährlich 200 Milliarden US-Dollar für den Erhalt der Artenvielfalt bereitzustellen, 20 Milliarden davon sollen von 2025 an von reicheren Staaten an ärmere fließen. Kolumbiens Umweltministerin Susana Muhamad schlug dazu in Cali einen Biodiversitätsfonds vor, der für Entwicklungsländer mehr Mitsprache bei der Verteilung der Gelder vorsah. Der Entwurf wurde jedoch unter anderem von der EU, der Schweiz und Japan abgelehnt.

Die Blockade des Biodiversitätsfonds durch die EU am Ende der Konferenz habe die Gräben zwischen Industriestaaten und Ländern des globalen Südens tiefer gegraben, sagte Jannes Stoppel, Politikexperte von Greenpeace Deutschland. „Die bisher positive Konferenz endete nun mit einer bitteren Note eines zunehmenden Vertrauensverlustes.“

Mangels dieser Einigung und wegen der fehlenden Beschlussfähigkeit flog schließlich auch ein Mechanismus aus dem Abschlussdokument, mit dem die Länder ihre Umsetzungsergebnisse hätten messen sollen, berichten Teilnehmer.

Hersteller von Medikamenten und Kosmetika sollen künftig für den Artenschutz zahlen

Lichtblicke in Cali waren dem WWF zufolge unter anderem ein Durchbruch für den Schutz artenreicher Meeresgebiete und die stärkere Beteiligung indigener Bevölkerungen und lokaler Gemeinschaften. So einigten sich die Delegierten auf die Einrichtung eines Gremiums, das indigene Völker und deren traditionelles Wissen in künftige Gespräche und Entscheidungen über den Naturschutz einbeziehen soll.

Zudem verständigten sich die Delegierten darauf, dass die Pharma- und Kosmetikindustrien, die genetische Daten von Pflanzen und Tieren aus Entwicklungsländern nutzen, einen stärkeren Beitrag leisten sollen. So sollen die Firmen künftig 0,1 Prozent ihres Umsatzes oder ein Prozent ihres Gewinns in einen Fonds einzahlen, der dem Erhalt der Artenvielfalt dient.

„Besonders freue ich mich, dass die Stimme der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften gestärkt wird – denn sie spielen eine äußerst wichtige Rolle im globalen Biodiversitätsschutz“, hieß es in einer Stellungnahme von Bundesumweltministerin Steffi Lemke zum Abschluss der Konferenz. Mit dem Beschluss zu Biodiversität und Klimakrise würden Klima- und Naturschutz künftig besser miteinander verzahnt. Ebenso sei der Weg für eine engere Kooperation von Weltbiodiversitäts- und Weltklimarat und mehr Abstimmung zwischen Natur- und Klimaschutzplänen bereitet worden. „Die intensiven Verhandlungen der vergangenen zwei Wochen haben uns aber auch klargemacht“, so Lemke, „dass noch viel Arbeit vor uns liegt.“

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