Weltbevölkerung 2011:7.000.000.000 Menschen

Noch in diesem Jahr wird die Weltbevölkerung die Sieben-Milliarden-Grenze erreichen. Das ergeben die Prognosen der Vereinten Nationen. Geht die Entwicklung so weiter, drohen noch mehr Armut und Umweltzerstörung.

Inga Rahmsdorf

Sieben Milliarden - in Zahlen: 7.000.000.000 - so viele Menschen werden dieses Jahr auf der Erde leben. Am 31. Oktober soll es soweit sein. Diesen Tag hat die Bevölkerungsabteilung der Vereinten Nationen als symbolischen Geburtstag des siebenmilliardensten Erdenbewohners errechnet.

Weltbevölkerung

Je nachdem, wie viele Kinder pro Frau geboren werden, wird die Weltbevölkerung zunehmen.

(Foto: Stiftung Weltbevölkerung)

Innerhalb von nur 13 Jahren ist die Weltbevölkerung demnach von sechs auf sieben Milliarden gewachsen.

Aus den neuen Prognosen, die die UN heute in Berlin bekannt gegeben haben, geht auch hervor, dass die Weltbevölkerung bis 2050 stärker wächst als angenommen: auf 9,3 Milliarden Menschen.

Dabei gab es in den vergangenen 60 Jahren durchaus positive Entwicklungen, sagt Thomas Büttner, stellvertretende Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung: Weltweit sind die durchschnittlichen Überlebenschancen und die Lebenserwartung gestiegen und die Fertilitätsrate (Zahl der Kinder pro Frau) gesunken.

Doch der Abstand zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern ist weiter gewachsen, und die Bevölkerung wird auch in Zukunft fast ausschließlich in Entwicklungsländern zunehmen, vor allem in Afrika. In Europa wird die Bevölkerung dagegen wahrscheinlich sogar abnehmen.

Erstmals reicht die Prognose der Vereinten Nationen bis 2100. In 90 Jahren werden voraussichtlich 10,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Bei dieser Berechnung gehen die UN davon aus, dass die Fertilitätsrate weltweit von heute 2,7 Kinder pro Frau weiter auf 2,0 Kinder sinken wird. Dies gilt als die wahrscheinlichste Rechung, doch eine sichere Prognose die über 20 Jahren hinausreicht, ist nicht möglich.

Bliebe die die Zahl der Kinder pro Frau in den nächsten 90 Jahren dagegen auf dem Niveau von heute, dann würden im Jahr 2100 fast 27 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Für das wohlhabende Deutschland würde das bedeuten: bleibt die Zahl der Geburten pro Frau in den nächsten 90 Jahren gleich, wird die Bevölkerung trotz moderater Zuwanderung um 38 Millionen Menschen schrumpfen. Allein in Nigeria hingegen würde die Bevölkerung bei einer unveränderten Fertilitätsrate um 2,5 Milliarden Menschen anwachsen.

Familienplanung sei deshalb ein wichtiger Schlüssel, um die Armut zu bekämpfen, sagt Renate Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Doch weltweit haben viele Menschen immer noch keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. Allein in den Entwicklungsländern werden nach Angaben der Stiftung jedes Jahr 75 Millionen Frauen ungewollt schwanger.

"Es wird viel zu wenig getan", kritisiert Bähr. Etwa 215 Millionen Frauen würden gern verhüten, wenn sie die Möglichkeit hätten. Diese Frauen müssten unterstützt werden, fordert Bähr. "Jeder Mensch hat das Recht, frei zu entscheiden, ob er ein Kind bekommen möchte - oder nicht."

Dafür aber sind Aufklärung und der Zugang zu Verhütungsmitteln notwendig. Nach Berechnungen der DSW wären etwa 6,7 Milliarden US-Dollar jährlich erforderlich um weltweit eine bedarfsgerechte Familienplanung zu finanzieren - etwa doppelt so viel wie derzeit zur Verfügung steht.

Sinkt die Kindersterblichkeit, wächst auch der Wunsch nach Familienplanung, sagt auch Büttner von den Vereinten Nationen. Denn steigen die Überlebenschancen der Kinder, ermöglicht auch eine kleine Familie die Altersversorgung.

Globale Herausforderung Klimawandel

Doch nicht nur den Kampf gegen Armut erschwert das Wachstum der Weltbevölkerung. Es ist auch eng verknüpft mit anderen globalen Herausforderungen wie Umwelt, Klimawandel, Energieversorgung und Ernährung. "Doch es gibt immer noch eine demografische Ignoranz", kritisiert Bähr. "Politiker ziehen Bevölkerungsfragen viel zu wenig mit ein, wenn es um andere globale Entwicklungen geht."

Regionale Verteilung der Weltbevölkerung

Die regionale Verteilung der Weltbevölkerung.

(Foto: Stiftung Weltbevölkerung)

Immense Anstrengungen seien nötig, um allein die wachsende Nachfrage nach Bildung und medizinischer Versorgung zu decken, sagt Bähr. Allein in Afrika südlich der Sahara müssten derzeit schon jedes Jahr zwei Millionen neue Lehrstellen geschaffen werden, um den Schülern eine Ausbildung zu ermöglichen.

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