In Maniitsoq, einem kleinen Dorf nördlich der grönländischen Hauptstadt Nuuk, plant der amerikanische Konzern Alcoa den Bau einer gigantischen Fabrik.
Der Grund: Auf Grönland gibt es viel Wasser, die Insel wäre also ein idealer Standort für Wasserkraftwerke. Die sollen in Zukunft zuverlässig Strom liefern, ohne dass sich der Aluminiumhersteller den Kopf über den Ölpreis oder CO2-Zertifikate zerbrechen muss.
Der Stromverbrauch bei der Aluminiumherstellung ist enorm hoch, und deshalb ist Energie in diesem Wirtschaftszweig mittlerweile zum entscheidenden Standortfaktor geworden. Flemming Drechsel kennt alle die Daten auswendig.
Er sagt: "Für die Herstellung von einem Kilo Aluminium benötigt man so viel Strom, wie ein normaler Haushalt an einem Tag verbraucht." Drechsel ist Chef der staatseigenen Firma Greenland Development, deren Aufgabe es ist, die Ansiedlung des Aluminiumwerks vorzubereiten. Und er ist überzeugt davon, dass dies eine gute Sache ist. Besser als ein Erdölfund, auf den viele Grönländer hoffen.
Treibstoff der Industrialisierung
"Ölfirmen und Minengesellschaften bleiben nur, bis sie alle Vorräte ausgebeutet haben", sagt Drechsel. Aber die Fabrik biete ein dauerhaftes Auskommen. Und wenn sie einmal schließe, habe man immer noch das Wasserkraftwerk mit seinem billigen Strom, der sich auch für andere Zwecke nutzen ließe. Geht es nach Drechsel, wird das Schmelzwasser der Treibstoff für die Industrialisierung Grönlands.
Welch gewaltigen Wandel das bedeutet, weiß Drechsel, schließlich soll er auch die Folgen der Industrieansiedlung erforschen. Noch vor gar nicht langer Zeit lebten die Menschen auf der Insel von Jagd und Fischfang. Das lässt sich heute unter anderem noch an der Sprache erkennen. Grönländisch kennt Dutzende Begriffe für Schnee, aber für einen Wirtschaftsboom fehlen die Worte. Drechsels Mitarbeiter mussten neue erfinden, als sie die Projektbeschreibung für das Aluminiumschmelzwerk in die Sprache der Ureinwohner übersetzten.