Biologie:Invasion der Waschbären

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Waschbären gefährden die heimische Tierwelt (Foto: dpa)
  • Im Osten Deutschlands und in Hessen sind Waschbären zur Plage geworden, auch in Bayern breiten sich die Tiere aus.
  • In Bayern schießen Jäger immer mehr Waschbären ab.
  • Die invasive Art schadet vielen anderen Tieren, wie Birkhühnern, Brachvögeln oder Kranichen. Daher befürworten selbst Naturschützer die Jagd auf die Tiere.

Von Tina Baier

Sie durchwühlen Mülltonnen, fressen die Futternäpfe von Hunden und Katzen leer und dringen durch den Schornstein ins Haus ein. Waschbären haben keine Angst vor Menschen. Und sind sie erst einmal drinnen, verwüsten sie die Küche oder ziehen auf dem Dachboden ein. Im Osten Deutschlands, aber auch in Hessen, sind Waschbären schon seit Längerem eine Plage. Doch auch in Bayern breiten sich die Kleinbären mit der charakteristischen schwarzen Gesichtsmaske und dem buckligen Gang aus. Das lassen zumindest aktuelle Zahlen des bayerischen Landwirtschaftsministeriums vermuten, wonach die Jäger im Freistaat von Jahr zu Jahr mehr Waschbären schießen.

In der Jagdsaison 2017/18 wurden offiziell 2725 Waschbären getötet. In der Saison davor waren es 1892 und 2004/2005 lediglich 335. Allerdings gebe es keine gesicherten Zahlen, wie viele Waschbären insgesamt in Deutschland und in den einzelnen Bundesländern leben, sagt Claudia Grünewald vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Soll man die invasive Art bekämpfen oder sich mit ihr arrangieren?

Wie immer, wenn wilde Tiere dem Menschen ins Gehege kommen, stellt sich auch beim Waschbären die Frage: bekämpfen oder sich arrangieren? Anders als etwa der Wolf ist der Waschbär allerdings eine sogenannte invasive Art. Die Tiere waren in Deutschland nie heimisch, bis sie von Menschen aus Nordamerika hergebracht wurden. Zwei Waschbär-Paare wurden 1934 in der Nähe von Kassel ausgesetzt - "zur Bereicherung der heimischen Fauna", sagt Egbert Urbach vom Bayerischen Jagdverband. Zehn Jahre später entkamen etwa 50 Tiere aus einer Pelztierfarm in der Nähe von Berlin, als eine Bombe in das Gebäude einschlug. "Seitdem haben sich die Tiere in Deutschland etabliert", sagt Grünewald. "Wir werden sie nicht mehr los", sagt Urbach.

Das liegt zum einen daran, dass Waschbären in Deutschland keine natürlichen Feinde haben. Zudem sind sie nicht sehr wählerisch, was ihr Futter angeht. "Sie fressen alles", sagt Urbach, "vom Vogelei bis zum Hamburger." Das macht sie auch zur Gefahr für viele einheimische Tierarten. Bodenbrüter wie Birkhühner, Brachvögel oder Kiebitze haben sowieso keine Chance gegen sie. Doch Waschbären können auch gut schwimmen und klettern. Sie erreichen sogar die Nester von Kranichen, die meist von Wasser umgeben sind, und fressen dann Eier und Küken. Auch in hoch gelegenen Horsten von Schreiadlern und Seeadlern werden immer wieder Waschbären gesichtet. Und die Eier der ohnehin schon seltenen Sumpfschildkröten buddeln die Tiere einfach aus, um sie zu fressen.

Sogar Artenschützer befürworten deshalb die Jagd auf die Tiere, wenn andere Methoden versagen, etwa ein Kletterschutz an Bäumen, auf denen Vögel brüten. Auch das ist allerdings nicht ganz einfach. Waschbären sind nachtaktiv, und im Dunkeln ist es kaum möglich, sie mit dem Gewehr zu treffen. In der Stadt oder gar auf dem Dachboden eines Hauses ist Schießen sowieso verboten. Die Jäger weichen deshalb auf sogenannte Lebendfallen aus. Als Köder legen sie etwa Pflaumen hinein, weil Waschbären gerne Süßes fressen. Das klingt aber freundlicher, als es ist: Die gefangenen Tiere werden anschließend mit einem Schuss in den Kopf oder ins Genick getötet.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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