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Was Patienten tun können:Selbsthilfe

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Nach akuten Krankheitsphasen kommt es auch auf den Betroffenen an: Fester Tagesablauf und stressarmer Beruf helfen. Für Rückfälle sollten vorsorglich Maßnahmen abgestimmt werden.

Dem Leben Struktur geben

Für einen Patienten, der zu schizophrenen Schüben neigt, ist Regelmäßigkeit besonders wichtig - nicht zu verwechseln mit Eintönigkeit. Deshalb sollte man versuchen, einen festen Tagesablauf einzuhalten, bei dem Termindruck und Stress so weit wie möglich vermieden werden.

Schlaf ist wichtig. Menschen, die an einer schizophrenen Psychose leiden, haben häufig einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus, sind nachts wach und tagsüber müde. Sie sollten aber versuchen, sich allmählich an einen normalen Tagesrhythmus zu gewöhnen. Körperliche Bewegung, Entspannungstechniken und Übungen zur Stress- und Angstverminderung können dabei helfen.

Wo wohnen?

An einer schizophrenen Psychose erkrankte Menschen sind zumindest anfangs in der Regel nicht in der Lage, alleine zu wohnen. Nicht immer sieht sich die Familie in der Lage, den Kranken aufzunehmen.

Es gibt jedoch abgestufte Möglichkeiten des "betreuten Wohnens" - zunächst vielleicht in einem Wohnheim, später in Wohngruppen oder auch Einzelwohnungen. Geschulte Betreuer - Sozialarbeiter, Schwestern und Pfleger - helfen dabei, den Tagesablauf zu organisieren, bis der Betroffene wieder in der Lage ist, die Anforderungen des täglichen Lebens eigenverantwortlich zu bewältigen.

Ausbildung und Beruf wählen

Früher galten Schizophrenie-Kranke automatisch als bildungs- und berufsunfähig, aber das ist falsch. Zwei von drei Betroffenen können bei guter Behandlung wieder eingegliedert werden und arbeiten. Wichtig ist, dass der Patient zunächst seine Fähigkeiten, Wünsche und Ziele analysiert, am besten gemeinsam mit ihm nahestehenden Menschen und/oder seinen Therapeuten.

Ausbildung und Berufsleben sollten den Bedürfnissen und den Interessen des Betroffenen angepasst sein, stressreiche Situationen und Reizüberflutung hingegen sollten vermieden werden.

Hilfreich ist ein Besuch beim Sozialpsychiatrischen Dienst und beim Arbeitsamt. Dort erhält man Informationen über Ausbildungs- und Berufsförderungs-Einrichtungen, die speziell auf die Bedürfnisse psychisch kranker Menschen zugeschnitten sind.

Ob man am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz über die Krankheit offen sprechen sollte, ist eine schwierige Frage. Einerseits besteht das Risiko, bei Kollegen und Arbeitgebern auf Vorurteile und Zurückweisung zu stoßen. Andererseits kann es entlastend wirken, wenn die Kollegen Bescheid wissen und in Stresssituationen unterstützend eingreifen können. Letztlich kann die Entscheidung immer nur im Einzelfall getroffen werden.

Planen für die Krise

Wenn es trotz aller Gegenmaßnahmen doch wieder zum Rückfall kommt, ist es wichtig, dass alle Beteiligten wissen, was zu tun ist. Im Akutfall ist der Patient meist nicht in der Lage, verantwortliche Entscheidungen zu treffen, dann müssen andere für ihn entscheiden.

Deshalb sollte man in "guten" Zeiten gemeinsam festlegen, wie in dieser Situation gehandelt werden sollte - Patient, Angehörige und Arzt. Soll der Kranke in eine Klinik gebracht werden? Welchen Behandlungsmaßnahmen stimmt er zu, welche lehnt er ab? Eine solche Vereinbarung entlastet die Angehörigen und gibt ihnen und auch dem Patienten selbst die Gewissheit, dass im Notfall nach seinen Wünschen verfahren wird - selbst wenn er sich dann dagegen wehrt.

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Möller, Direktor der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München

Der Ratgeber zum Thema Schizophrene Psychose wurde von der Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH konzipiert und erarbeitet.

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