Wann die Sonne scheint:An Tagen wie diesen

In den vergangenen Jahrzehnten war das Wetter Anfang August fast überall am besten - und im Juni oft schlecht, was auch an der Schafskälte liegen könnte. Der Klimawandel dürfte mehr heftigen Regen, aber auch mehr Sonne bringen.

Von Marlene Weiss

Bis um die Jahrtausendwende war der beliebteste Monat für Hochzeiten in Deutschland der Mai. Seither war es meist der August, der Juli ist eher unbeliebt. Nun ist zwar beim Heiraten nicht immer Vernunft im Spiel, aber zumindest aus meteorologischer Sicht ist der August als Heiratsmonat keine schlechte Wahl. Jedenfalls, wenn man auf schönes Wetter hofft, und wenn man Anfang des Monats feiert. Das Datum, auf das in den vergangenen 31 Jahren am häufigsten ein sonniger Sommertag fiel, liegt fast überall in der ersten Augustwoche oder kurz davor. In München etwa (siehe Grafik) war am 1. August in 51,6 Prozent der Fälle richtig schönes Wetter, öfter als an jedem anderen Tag im Sommer. Die einzige Ausnahme unter den 14 Städten, für welche die SZ Daten ausgewertet hat, war Rostock - wo indes die Chancen auf gutes Sommerwetter statistisch ohnehin eher noch bescheidener waren als jene auf eine lange, glückliche Ehe.

Tatsächlich ist zwar der Juli insgesamt der wärmste Monat, aber zu seiner Höchstform scheint der Sommer oft erst Anfang August aufzulaufen, bevor er langsam abbaut. Grundsätzlich bestätigt das Florian Imbery, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Allerdings seien die klimatischen Schwankungen doch sehr groß: "Wer seinen Urlaub deshalb nur noch auf die erste Augustwoche legt, wird oft enttäuscht werden", sagt er.

Trotzdem sind die Chancen auf warmes, sonniges Wetter Anfang August prinzipiell gut, obwohl im August sogar etwas mehr Regen fällt als im Juli - aber der entlädt sich im Sommer meist lokal und kurzzeitig in einem heftigen Sommergewitter, und setzt sich nicht als tagelanger Nieselregen fest. Auf jeden Fall ist das Wetter um diese Zeit statistisch weit besser als etwa im Juni, der in allen Städten ziemlich eindeutig der bescheidenste Sommermonat ist. Dabei ist die Sonneneinstrahlung im Juni insgesamt stärker. Schließlich ist dann die Sommersonnenwende, danach werden die Tage wieder kürzer.

Aber das Wetter auf der Erde wird nicht direkt von der Sonne bestimmt, sondern über die Erwärmung von Erdoberfläche und Ozeanen. Das macht das System träge, sodass die Temperaturen noch steigen, wenn die Sonne schon längst nicht mehr ihren Höchststand vom Juni erreicht. Auch die meisten der jüngsten Hitzerekorde wurden erst im August gemessen: 40,2 Grad am 9. August 2003 in Karlsruhe und am 13. August 2003 in Freiburg; abgelöst erst durch 40,3 Grad am 5. Juli und am 7. August 2015 im bayerischen Kitzingen.

Mitte Juni dagegen schaufelt oft ein Tiefdruckgebiet im Norden oder Osten kalte Polarluft nach Deutschland, dann kommt es zur "Schafskälte", welche die dann geschorenen Schafe frieren lässt; eine der wenigen Bauernregeln, an denen tatsächlich etwas dran ist. Auch das macht den Monat eher kühl. In München beispielsweise war es an jedem beliebigen Datum zwischen dem 1. und dem 18. Juni höchstens alle vier bis sechs Jahre warm und sonnig. In Bremen wurde es am 14. Juni in den vergangenen drei Jahrzehnten nur einmal wärmer als 25 Grad, sonnig war der Tag nie.

Der Klimawandel lässt sich an den von der SZ analysierten Daten nicht auf den ersten Blick ablesen. Zwar ist die Temperatur im Sommer seit 1881 um etwa 1,3 Grad angestiegen, und bewegt sich damit ähnlich weit über dem vorindustriellen Wert wie die Jahresmittelwerte. Aber die Extreme, welche viele der Jahre seit der Jahrtausendwende insgesamt erreichten, zeigen sich in den Sommer-Mitteltemperaturen kaum (siehe Text oben rechts).

Allenfalls bei den Wettermustern hat sich etwas verändert: Die Großwetterlage "Tief Mitteleuropa", welche im Juni 2016 verheerenden Starkregen brachte, tritt in Deutschland laut einer DWD-Studie im Vergleich zu 1950 um etwa 20 Prozent häufiger auf. Damit gibt es mehr Tage mit lokal heftigem Regen im Sommer. Aber auch etwas sonniger scheint es geworden zu sein. Hochdruck-Wetterlagen könnten sich im Sommer künftig öfter als früher einstellen, das hat etwa die deutsch-österreichische Analyse "Wetrax" bestätigt. Großflächiger Regen dagegen sollte eher seltener werden.

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