Süddeutsche Zeitung

Waldschadensbericht:"Auf kritischem Niveau"

Die Mehrzahl der Bäume hat auch 2010 unter Nadel- oder Blattverlust gelitten - allerdings waren es etwas weniger als im Jahr zuvor. Naturschützer sprechen von einem "Siechtum des Waldes".

Den Wäldern in Deutschland geht es wieder etwas besser. 38 Prozent der Bäume waren im vergangenen Jahr ohne Nadel- oder Blattverlust, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstag berichtete.

2009 lag diese Zahl noch bei 36 Prozent. Vor allem die Buchen haben sich erholt. Hier ist der Anteil der Bäume, bei denen die Kronen stark ausgedünnt sind, von 50 auf 33 Prozent zurückgegangen.

Dagegen gilt inzwischen jede zweite Eiche als schwer erkrankt. Der Laubbaum leidet nicht nur unter sauren Böden, sondern auch unter Fraßschäden verschiedener Schmetterlingsraupen. Der Kronenzustand von Fichte und Kiefer blieb unverändert.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) machte für "das Siechtum des Waldes" außer dem Klimawandel vor allem die Überdüngung als Folge der intensiven Landwirtschaft sowie den Verkehr verantwortlich.

Für die Naturschützer steht der Wald weiter unter Stress. "Sein Gesundheitszustand hat sich seit Jahren auf einem kritischen Niveau eingependelt", sagte Nabu-Experte Johannes Enssle.

Die Stickstoffeinträge gelangten aus der Gülle der Massentierhaltung über die Luft in den Wald und wirkten dort wie eine Überdosis an Nährstoffen. "Dem Wald wird praktisch eine falsche Ernährung verpasst. Während Stamm und Krone an Masse zulegen, stagniert das Wachstum der Wurzel, der Boden versauert, wichtige Nährstoffe im Boden gehen verloren", analysierte Enssle.

Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) wies in Berlin darauf hin, dass in Deutschland die Waldfläche zunimmt. In den vergangenen 40 Jahren wuchs sie um etwa zehn Prozent oder eine Million Hektar.

Damit ist aktuell etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands (etwa 11,1 Millionen Hektar) von Wäldern bedeckt. Ein Hektar entspricht in etwa der Größe eines Fußballfelds. Die Holzvorräte Deutschlands sind mit 3,4 Milliarden Kubikmeter mittlerweile die größten Europas.

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dpa/dapd/mcs
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