Erderwärmung:Wie der Klimawandel die Waldbrände in L. A. verschlimmerte

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Vom Palisades-Feuer zerstörte Siedlung in Westen von Los Angeles. (Foto: Mario Tama/Getty Images via AFP)

Die globale Erwärmung hat die jüngsten Waldbrände in Kalifornien wahrscheinlicher gemacht, berichten Forscher. Ein Grund ist, dass Dürren zunehmend mit den gefürchteten Santa-Ana-Winden überlappen.

Von Christoph von Eichhorn

Wie viel Schaden die Waldbrände in Kalifornien seit Anfang Januar angerichtet haben, lässt sich auch Wochen später nicht vollständig abschätzen. Schließlich sind manche der Brände rund um Los Angeles noch immer nicht umfassend eingedämmt, während weiter südlich vor San Diego ein neuer Großbrand ausgebrochen ist. Sicher ist aber schon jetzt, dass die Waldbrände die zerstörerischsten sind, den der Großraum Los Angeles je erlebte: 28 Menschen sind ums Leben gekommen, mehr als 16 000 Gebäude zerstört, die versicherten Schäden betragen umgerechnet mindestens 26 Milliarden Euro.

Ein guter Teil dieser Zerstörung wäre ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wohl nicht aufgetreten, berichtet nun ein Forscherteam der „World Weather Attribution“-Initiative. In einer Schnellanalyse kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Ergebnis, dass die Erderwärmung den Ausbruch der Brände begünstigt hat, etwa aufgrund verlängerter Perioden ohne Regenfälle und einer gestiegenen Wahrscheinlichkeit für „Feuerwetter“. Darunter verstehen Experten eine Kombination aus niedriger Luftfeuchtigkeit, starken Winden und einer ausgetrockneten Vegetation.

Den Einfluss des Klimawandels auf Brände in Kalifornien zu beziffern, ist trotz eindeutiger Tendenz zu global höheren Temperaturen knifflig: Im mediterranen Klima des Bundesstaats sind Waldbrände keine Seltenheit. Wie zerstörerisch sie ausfallen, hängt auch von der Bebauung ab oder davon, wie gut die Feuerwehren aufgestellt sind. „Die untersuchten Anhaltspunkte weisen jedoch insgesamt in die gleiche Richtung“, heißt es in der Studie. „Sie deuten darauf hin, dass die Bedingungen, die extreme Brände wahrscheinlicher machen, zunehmen.“ Insgesamt habe die Erderwärmung die Feuerwetter-Bedingungen, wie sie Anfang Januar herrschten, um 35 Prozent wahrscheinlicher gemacht.

„Der Klimawandel verstärkt sowohl trockene als auch nasse Extreme.“

Als Schlüsselfaktor machen die Forscher im aktuellen Fall die lange Trockenperiode vor den Bränden aus. Seit April 2024 hatte es rund um L.A. kaum nennenswert geregnet, die typischerweise im Herbst einsetzenden Regenfälle blieben großflächig aus. Anhand von Beobachtungsdaten seit 1950 konnten die Forscher belegen, dass sich solche Trockenzeiten aufgrund des Klimawandels seit Beginn der Industrialisierung um 23 Tage verlängert haben. So überlappt die Trockenheit verstärkt mit den Santa-Ana-Winden aus dem Inland, die im Dezember und Januar am stärksten ausfallen. Windböen von bis zu 160 Kilometer pro Stunde hatten die Feuer im Januar immer wieder angefacht und die Löscharbeiten erschwert.

Ob der Klimawandel auch die Santa-Ana-Winde selbst verstärkt, lässt sich bislang nicht eindeutig sagen. Es gebe zwar im Winter eine Zunahme von Wettermustern, die solche Winde hervorrufen, heißt es in der Analyse – doch ob die Veränderung auf die Erderwärmung zurückzuführen ist oder nicht, müsse erst näher untersucht werden.

„In Los Angeles spielten mehrere Faktoren zusammen, um perfekte Bedingungen für ein verheerendes Feuer zu schaffen“, sagt Shirin Ermis, die an der Universität Oxford zu Klimaschäden forscht und nicht an der aktuellen Studie beteiligt war. Auch andere Studien hätten gezeigt, wie die Erderwärmung Feuerwetter wahrscheinlicher mache, so Ermis, „insbesondere weil der Klimawandel sowohl trockene als auch nasse Extreme verstärkt, was als ‚Klimapeitsche‘ bezeichnet wird. Diese Studie verdichtet die Beweise dafür.“ Tatsächlich war es in Kalifornien in den vergangenen beiden Wintern ungewöhnlich nass, wodurch die Vegetation bis zum Einsetzen der Trockenheit außergewöhnlich stark wucherte. Somit stand den Feuern mehr brennbares Material zur Verfügung.

Park Williams, Professor für Geografie an der University of California in Los Angeles, weist in einer Mitteilung der World Weather Attribution auf einen weiteren Brandbeschleuniger hin: „Es wurden Häuser in Gebieten gebaut, in denen Brände mit hoher Intensität und schneller Ausbreitung unvermeidlich sind.“ Auch die Häuser selbst, meist in Holzbauweise errichtet, lieferten den Bränden reichlich Nahrung, vermuten viele Experten. Williams warnt daher davor, alles nun wieder genauso aufzubauen wie zuvor, „weil es nur eine Frage von Jahren sein wird, bis diese verbrannten Gebiete wieder bewachsen sind und dort wieder ein hohes Potenzial für rasch um sich greifende Feuer besteht“.

Mit Material vom britischen Science Media Center

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