Kriterium: Kantiges Kinn
Wie instinktiv die Wähler vorgehen, zeigte auch der Psychologe Alexander Todorov von der Universität Princeton. Um Kandidaten allein auf ihre äußeren Aspekte zu reduzieren, wählte er wenig bekannte US-amerikanische Gouverneursanwärter und präsentierte deren Fotos seinen Versuchspersonen nur eine Zehntelsekunde lang.
Bei der Frage, welchen von jeweils zwei Kandidaten sie für kompetenter hielten, nannten über 70 Prozent der Probanden den Politiker, der auch in der realen Wahl besser abgeschnitten hatte. Es handelte sich dabei zumeist um Männer mit ausgeprägt maskulinen, markanten Gesichtern. Auf der Verliererseite fanden sich Politiker mit eher rundlichen Zügen und großen Augen - Antlitze, die feminin oder gar kindlich anmuten.
Die Macht des männlichen Kinns demonstrierte auch der Liverpooler Psychologe Anthony Little. Er manipulierte das Foto eines neutralen Gesichts, indem er dessen Züge den Gesichtsformen von George Bush und dem Herausforderer John Kerry annäherte, ohne dass die Politiker erkennbar geworden wären. Die Versuchspersonen bewerteten das Bush-ähnliche Gesicht als deutlich maskuliner und gaben zu 56 Prozent an, ihn zum Präsidenten wählen zu würden. Befragt, für wen sie in Kriegszeiten stimmen würden, entschieden sich sogar 74 Prozent für den männlicher wirkenden Kandidaten.
Auch in diesem Fall scheinen sich die Wähler am Testosteron zu orientieren, schreibt der Forscher. Denn wie die tiefe Stimme ist auch ein kantiges Gesicht ein relativ verlässlicher Indikator für einen hohen Spiegel des männlichen Hormons.
Doch wie entscheiden Wähler, wenn Frauen zur Wahl stehen?
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