Süddeutsche Zeitung

Vulkanologie:Dünger für den Ozean

Als der Kīlauea ausbrach, schleuderte er Millionen Tonnen Lava vor Hawaii ins Meer. Für die Natur hatte die Eruption auch ihr Gutes.

Von Christoph von Eichhorn

Kein ungefährlicher Zeitvertreib, dem diese Ausflügler vergangenes Jahr vor Hawaii nachgingen: Vom Boot aus beobachteten sie aus nächster Nähe den Ausbruch des Kīlauea, eines der aktivsten Vulkane der Welt. Bei der jüngsten Eruption von Juni bis August 2018 schleuderte er bis zu 100 Kubikmeter Lava pro Sekunde in den Pazifik, insgesamt viele Millionen Tonnen. Wie nun eine Analyse im Fachmagazin Science ergab, hatte der Lavastrom für die Ökosysteme auch sein Gutes. Die im geschmolzenen Gestein gebundenen Nährstoffe hätten zu einer sprunghaften Algenblüte vor Hawaii geführt, berichtet ein Team um Samuel Wilson von der Universität Hawaii. Vor allem Kieselalgen und Cyanobakterien wuchsen rasant, ein grüner Teppich breitete sich binnen Tagen im Meer aus. Bei der Analyse der Wasserzusammensetzung stießen die Forscher auf eine Überraschung: Neben Eisen und Phosphat entdeckten sie auch große Mengen Nitrate, die allerdings im Vulkangestein selbst kaum vorkommen. Diese Stickstoffverbindungen begünstigten das Algenwachstum wohl besonders. Doch woher stammen sie? Die Wissenschaftler haben den Verdacht, dass ihr Ursprung am Meeresgrund liegt. Vermutlich sank das glühende Gestein in die Tiefe ab und erhitzte dort nitrathaltige Wasserschichten. Die Nährstoffe stiegen auf und ließen die Algen wuchern.

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Quelle:
SZ vom 10.09.2019
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