Vulkane auf der Venus:"Ausbrüche fast in der Gegenwart"

Infrarotmessungen der Esa-Sonde Venus Express deuten darauf hin, dass es auf dem Nachbarplaneten der Erde noch immer aktive Vulkane gibt.

Die Vulkane auf der Venus sind möglicherweise noch immer aktiv. Das berichten Forscher vom Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Fachmagazin Science. Der letzte Ausbruch liegt vermutlich nicht länger zurück als 250.000 Jahre. "Für Geologen bedeutet ein solches Alter fast schon die Gegenwart", sagte Jörn Helbert vom DLR.

Helbert und sein Kollege Nils Müller werteten Daten der Sonde Venus Express der Europäischen Weltraumorganisation Esa aus, die seit April 2006 um den Planeten kreist.

Die stark elliptische Bahn in einer Höhe zwischen 66.000 und 300 Kilometern führt dabei über die Pole des Planeten. Die Venus liegt immer unter einer dichten Wolkenhülle. Das Infrarot-Messinstrument "Virtis" (Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer) an Bord der Sonde kann nach DLR-Angaben durch sogenannte atmosphärische Fenster dennoch bis auf die Oberfläche sehen und die Wärmestrahlung in verschiedenen Höhen analysieren.

Die Daten, die "Virtis" im vergangenen Jahr lieferte, wiesen an verschiedenen Stellen der Venus eine Abweichung von zwei bis drei Grad Celsius zu den von den Wissenschaftlern im Modell berechneten Temperaturen auf.

Neun Gebiete mit einer aktiven unterirdischen Magma-Kammer, sogenannte Hotspots, könnten demnach "sehr wahrscheinlich vulkanisch aktiv" sein.

Ungleiche Schwestern

"Die erstarrten Lavaflüsse, von denen die Wärmestrahlung an der Oberfläche ausgeht, scheinen kaum verwittert zu sein. Daher gehen wir davon aus, dass sie jünger als 2,5 Millionen Jahre sind", sagte Helbert. Vielleicht sogar sehr viel jünger.

Welche Materialien die auffällige Wärmestrahlung abgeben, wollen die DLR-Experten nun im Labor klären.

Forscher bezeichnen die Venus häufig als die Schwester der Erde: Sie ist mit 12.100 Kilometern Durchmesser fast genauso so groß wie unser Planet und hat beinahe dieselbe Schwerkraft.

Anders als die Erde ist die Venus jedoch sehr lebensfeindlich: Bei durchschnittlichen Temperaturen um die 460 Grad schmelzen Blei und Zinn. Luft zum Atmen bietet die Atmosphäre nicht: Sie besteht vorwiegend aus Kohlendioxid.

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