Vulkan Bárðarbunga auf Island:"Eine ganz andere Art von Lava"

Der isländische Vulkan Bárðarbunga grummelt seit Tagen vor sich hin. Die Behörden brachten Besucher eines Nationalparks in Sicherheit. Ein Ausbruch könnte sehr unüblich verlaufen.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Das Grummeln wird lauter, die Vulkan-Beobachter der isländischen Wetterbehörde werden noch wachsamer. Am Samstag setzten sie die Alarmstufe für den Vulkan Bárðarbunga auf Rot, um den Flugverkehr zu warnen. Rot bedeutet: Ein Ausbruch steht bevor oder ist bereits im Gange. Inzwischen haben die Experten die Warnstufe zwar wieder auf Orange, die zweithöchste Stufe, zurückgesetzt. Sie messen aber weiterhin zahlreiche und starke Erdbeben in dem Gebiet.

Das Farbsystem soll die Luftfahrt darüber informieren, welches Risiko von einem Vulkan ausgeht. Asche kann bei einem Ausbruch zum Problem für Flugzeugtriebwerke werden. Vor vier Jahren schaffte es der isländische Vulkan Eyjafjallajökull, dass weite Teile des europäischen Luftraums tagelang gesperrt und der Flugverkehr noch über Wochen beeinträchtigt waren. Am Bárðarbunga hatten die Behörden am Samstag zwischenzeitlich Flugverbot in einem größeren Radius verhängt.

"Wir glauben nicht, dass etwas Ähnliches passiert wie 2010", sagte ein Sprecher des isländischen Krisenkoordinierungsteams. "Jetzt haben wir eine ganz andere Art von Lava." Diese sei flüssiger und heißer als beim Eyjafjallajökull. Eine explosive Eruption wie 2010, die viel Asche produziert, sei daher unwahrscheinlicher.

Eine Eruption könnte einen nahegelegenen Nationalpark überschwemmen

Seit mehr als einer Woche messen die Seismologen eine große Anzahl Erdbeben rund um den Bárðarbunga. 700 waren es allein in den zwölf Stunden vor Sonntagmittag, darunter ein Beben mit neuer Rekord-Stärke von 5,3 nördlich des Kraters. So heftig hat die Erde am Bárðarbunga seit 1996 nicht mehr gebrodelt. Damals war der Vulkan zuletzt ausgebrochen.

Der Bárðarbunga ist einer der größten Vulkane Islands. Er liegt unter dem Vatnajökull, dem größten Gletscher der Insel, relativ weit entfernt von besiedeltem Gebiet. Das Eis über dem Vulkan ist bis zu 400 Meter dick. Ein Ausbruch ist deswegen nicht unbedingt sofort sichtbar, wenn die Lava unter dem Gletscher bleibt. Doch sie würde das Eis schmelzen. Deswegen drohen bei einem Ausbruch Überschwemmungen im Vatnajökull-Nationalpark, einem beliebten Ziel für Touristen. Die Behörden haben am Samstag bereits Besucher vorsorglich aus dem Gebiet evakuiert. Seit Anfang vergangener Woche sind Wege und Straßen dort für Autos, Radfahrer und Wanderer gesperrt. Die Behörde für Zivilschutz fordert Bewohner in Kelduhverfi, Öxarfjördur and Núpasveit zudem auf, ihre Mobiltelefone immer angeschaltet zu lassen und die Nachrichten zu verfolgen.

Eine Zeit lang war unklar, ob der Vulkan bereits ausgebrochen ist. Wegen der starken Beben gingen die Seismologen am Samstag davon aus, dass nördlich des Kraters etwas Magma durch die Oberfläche gebrochen sei. Über dem Gletscher kreist täglich ein Beobachtungsflugzeug der Küstenwache. Am Samstag hatte es Mitarbeiter des Zivilschutzes, des Wetteramtes und des isländischen Institute of Earth Sciences an Bord. Der Geophysiker Magnus Tumi Gudmundsson von der Universität Island sagte dem örtlichen Rundfunk nach dem dreistündigen Flug, der Ausbruch habe wahrscheinlich noch nicht begonnen. Es gebe keine Anzeichen dafür; der Gletscher sei nicht anormal geschmolzen. Am Sonntag setzten die Behörden die Warnstufe von Rot auf Orange zurück.

Island hat etwa 30 aktive Vulkane. Statistisch gesehen bricht alle fünf Jahre einer davon aus.

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