Von Hunden und Katzen:Zungenballett

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Lange hat es gedauert - aber endlich haben Wissenschaftler eine Antwort auf die Frage gefunden, weshalb Katzen trinken und Hunde schlabbern.

Marlene Weiss

Katzen stehen in dem Ruf, wesentlich rätselhaftere Tiere zu sein als etwa Hunde. Zumindest ihre Strategien zur Flüssigkeitsaufnahme bestätigen das: Erst jetzt haben Forscher entschlüsselt, wie Milch oder Wasser den Weg ins Katzenmaul finden.

Forscher haben entschlüsselt, wie Katzen trinken. (Foto: dpa)

Ähnlich wie die meisten Fleischfresser können weder Katzen noch Hunde nach der Entwöhnung von der Muttermilch ihr Maul verschließen und so durch Unterdruck Flüssigkeit direkt saugen. Daher sind beide zum Trinken auf ihre Zunge angewiesen. Aber während Hunde ihre Zunge tief ins Wasser tauchen und sie schnöde als eine Art Löffel verwenden, ist der Mechanismus bei Katzen ungleich eleganter.

Wie Forscher um Pedro Reis vom MIT in Boston jetzt in Science (online) schreiben, berühren Katzen die Wasseroberfläche beim Trinken nur mit ihrer Zungenspitze. Wenn die Tiere diese nach oben ziehen, wird immer etwas Wasser mit emporgehoben.

So entsteht kurzzeitig eine Wassersäule, die die Tiere durch stetes Lecken aufrechterhalten, wobei sie die Frequenz der Bewegung exakt so anpassen, dass möglichst viel Wasser ihr Maul erreicht. So trinken sie am oberen Ende der Säule, etwa wie Menschen an einem Trinkbrunnen.

Dieser raffinierten Technik kamen die US-Forscher zuerst mit einer Hochgeschwindigkeitskamera auf die Spur. Damit filmten sie Wildkatzen wie Tiger, Löwen und Jaguare sowie Hauskatzen beim Trinken - darunter das Haustier namens Cutta Cutta von Koautor Roman Stocker.

Mit einer Roboterzunge bildeten die Wissenschaftler die Bewegung nach und stellten fest, dass die Höhe der Flüssigkeitssäule von der Breite der Zungenspitze und deren Geschwindigkeit abhängt.

Beim richtigen Verhältnis von Geschwindigkeit und Zungenbreite wird die Wassermenge, die auf der Höhe des Mauls ankommt, am größten. Und tatsächlich beherzigten die gefilmten Tiere von Hauskatze bis Tiger das errechnete und getestete Verhältnis exakt: Je größer die Katze, desto breiter die Zunge, desto langsamer schleckt das Tier.

Cutta Cutta geht damit als Filmstar in die Forschungsgeschichte ein; entsprechend ihrem Namen, der in einer Sprache australischer Ureinwohner Star Star bedeutet. Auch zu ihrem Katzenwesen scheint das Divendasein zu passen: Erst nach mehreren Stunden habe sie sich dazu herabgelassen, vor laufender Kamera zu trinken, wie die Wissenschaftler berichten.

© SZ vom 12.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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