Vogelflug:Winzling auf Interkontinentalflug

Kappen-Waldsänger

Frisst sich große Fettreserven für den langen Flug an: der Kappen-Waldsänger.

(Foto: Kelly Colgan Azar/dpa)

Beachtliche Leistung: Der Kappen-Waldsänger, zwölf Gramm schwer, fliegt 2200 Kilometer am Stück, um ins Winterquartier nach Südamerika zu kommen.

Von Marlene Weiß

Allein vom Äußeren her würde wohl niemand einem gerade einmal zwölf Gramm schweren Singvogel Non-Stop-Interkontinentalflüge zutrauen. Der winzige Kappen-Waldsänger (Foto) aber beweist, dass so etwas durchaus möglich ist. Er macht sich jedes Jahr im Herbst von seinen Brutgebieten in den Wäldern an der Ostküste von Kanada und den nördlichen USA auf über den Atlantik, ins Winterquartier in Südamerika.

Einziger Zwischenstopp auf der Reise: Haiti, Dominikanische Republik oder Puerto Rico. Das macht mindestens 2200 Kilometer Flug übers offene Meer.

Forscher hatten schon lange vermutet, dass der Kappen-Waldsänger den direkten Weg übers Wasser nimmt. Beweise dafür gab es aber nicht, bis Wissenschaftler um William DeLuca von der University of Massachusetts 37 Kappen-Waldsänger mit Miniaturgeräten versahen, die den Lichteinfall aufzeichneten (Biology Letters, online).

Fünf der Vögel konnten im Frühling nach ihrer Rückkehr wieder eingefangen werden, aus den Licht-Daten ließ sich ihre Reiseroute bestimmen. Etwa drei Tage hatten sie bis in die Karibik gebraucht. Um so lange ohne Nahrung durchzuhalten, fressen sie sich offenbar große Fettreserven an. Vielleicht lag das tatsächliche Startgewicht also doch bei etwas mehr als zwölf Gramm.

Beachtlich bleibt die Leistung dennoch. Die Route über den westlichen Atlantik gehört zu den längsten Strecken ohne Zwischenlandung, die je für Singvögel nachgewiesen wurden - egal welcher Größe.

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