Virus-Infektion:Dengue-Fieber in Europa

Ein Mann hat sich in Frankreich mit der gefährlichen Tropenkrankheit infiziert - das Virus wird von Stechmücken übertragen.

Britta Verlinden

In Europa gibt es den ersten Fall von Dengue-Fieber, der nicht aus dem Ausland eingeschleppt wurde. Wie das französische Gesundheitsministerium am Montag bekanntgab, hat sich ein 64-jähriger Mann aus Nizza mit dem Virus angesteckt.

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Die aus Asien stammende Tigermücke breitet sich in Europa aus. Sie kann das Dengue-Virus übertragen.

(Foto: AFP)

Das Dengue-Fieber, das von Stechmücken übertragen wird, ist mit mehreren Millionen Ansteckungen und etwa 22.000 Toten jährlich eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit. In Europa kam es bisher aber nur bei Reisenden vor. "Das ist der erste autochthone Fall in Europa", sagt Klaus Stark, Leiter des Fachgebiets für tropische Infektionen am Robert-Koch-Institut (RKI).

Die Krankheit verläuft mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen meist ähnlich wie eine Grippe. Gefürchtet ist der sogenannte hämorrhagische Verlauf, bei dem die Blutgerinnung versagt. Es gibt weder eine Impfung noch Medikamente gegen das Virus. Ärzte können daher nur die Symptome behandeln und Flüssigkeitsmangel und Blutungen vorbeugen.

Als Überträger des Dengue-Virus gilt hauptsächlich die Asiatische Tigermücke, die eigentlich in tropischen und subtropischen Gefilden heimisch ist. Mit steigenden Temperaturen lässt sich das Insekt seit einigen Jahren allerdings zunehmend auch in Europa nachweisen. Eingeschleppt wurde es vermutlich zu Beginn der neunziger Jahre im Ballastwasser auf Schiffen mit dem Ziel Italien. Im Jahr 2007 fanden Forscher dann Tigermücken-Eier in der Nähe des badischen Ortes Rastatt.

Der erste Ansteckungsfall in Europa kommt für Fachleute wie Klaus Stark daher "nicht ganz überraschend". Doch selbst wenn die Mücke hierzulande einmal heimisch werden sollte, bräuchte es derzeit schon eine "besondere Verkettung unglücklicher Umstände", um in Deutschland zu einem ähnlichen Fall wie in Frankreich zu führen.

Denn zunächst muss die Mücke einen Menschen stechen, der das Virus in sich trägt. Das ist bei den geringen Fallzahlen in Deutschland eher unwahrscheinlich: Jedes Jahr werden dem RKI in ganz Deutschland etwa 200 bis 300 Fälle von Dengue-Fieber gemeldet. Zwar liege die Dunkelziffer sicher drei Mal so hoch, "aber dramatisch ist das immer noch nicht." Zudem muss das Insekt dann die richtigen Temperaturen vorfinden, um lange genug zu überleben und einen weiteren Menschen zu stechen.

In Nizza haben die Behörden der Tigermücke den Kampf angesagt. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich mit Moskitonetzen vor Stichen zu schützen und Wasserlachen zu vermeiden, die als Brutplätze dienen könnten. Frankreichs Regierung hat bereits Erfahrung mit diesen Maßnahmen: Auf den französischen Karibikinseln Martinique und Guadeloupe wütet derzeit eine Dengue-Epidemie mit bisher 17 Todesfällen und 60.000 Infektionen in den vergangenen sechs Monaten.

Der Einzelfall in Nizza steht nach Angaben des französischen Gesundheitsministeriums aber nicht in Zusammenhang mit der Dengue-Welle in der Karibik. Das Risiko einer Epidemie an der Côte d'Azur sei sehr gering, aber auch nicht ganz auszuschließen.

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