Süddeutsche Zeitung

Verseuchte Gewässer:Leon wird zu Leonie

Hormone machen's möglich: Chemikalien im Abwasser führen bei Fischen zu Geschlechtsumwandlungen.

Ein Drittel aller Schwarzbarsche und ein Fünftel aller Forellenbarsche in den USA zeigen Anzeichen einer Geschlechtsumwandlung. Am häufigsten fanden Biologen des USGS Columbia Environmental Research Center männliche Tiere, in deren Hoden unreife weibliche Eier wuchsen (Aquatic Toxicology, online).

Chemikalien über Abwässer sind wichtige Ursache

Die Wissenschaftler fingen ihre Untersuchungsobjekte an verschiedenen Stellen des Apalachicola, des Colorado, des Columbia, des Mobile, des Mississippi, des Pee Dee, des Rio Grande, des Savannah und des Yukon River. An jedem Dritten Standort fanden sie mindestens einen verweiblichten Fisch. Eine wichtige Ursache dieses Phänomens sind nach Ansicht von Jo Ellen Hinck, die die Untersuchung geleitet hat, Chemikalien, die über Abwässer in die Flüsse gelangen.

Hormonpräparate und Pestizide

Die Liste der Substanzen, die nachweislich eine Geschlechtsumwandlung bei Fischen verursachen können, ist lang. Neben Hormonpräparaten wie der Anti-Babypille, gehören Pestizide, Polychlorierte Biphenyle (PCBs), Schwermetalle aber auch Rückstände von Waschmitteln und Shampoos dazu.

"Wir vermuten, dass es an unterschiedlichen Standorten verschiedene Gründe für die Geschlechtsumwandlung gibt", sagt Hinck. Manche davon sind wahrscheinlich noch gar nicht bekannt. So konnten die Wissenschaftler an einer Stelle des Yampa River, an der sie besonders viele Weib-Mänchen fanden, keine der üblichen verdächtigen Substanzen nachweisen. Unklar ist auch, warum Barsche häufiger verweiblichen als andere Fischarten.

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SZ vom 16.09.2009/tiba/jug
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