Verlauf der Schweinegrippe:Nur infiziert - oder schwer erkrankt

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Junge Menschen infizieren sich deutlich häufiger mit der Schweinegrippe als ältere. Doch für das Sterberisiko sind andere Ursachen entscheidend.

Die Schweinegrippe befällt zwar vor allem junge Menschen, nimmt aber eher bei Senioren einen schweren Verlauf. Dies zeigt eine Studie der mexikanischen Gesundheitsbehörde IMSS (Instituto Mexicano del Seguro Social), die die Entwicklung dieses Influenzatyps in dem Land bis Anfang August untersuchte.

Junge Menschen haben ein höheres Ansteckungsrisiko als ältere - doch nimmt sie bei ihnen meist einen weniger schweren Verlauf. (Foto: Foto: dpa)

Von knapp 7000 ausgewerteten Erkrankungen entfielen 56 Prozent auf die Altersgruppe zwischen zehn und 39 Jahren, wie die Forscher im britischen Fachblatt The Lancet berichten. Bei unter einem Prozent der Patienten endete die Krankheit tödlich, wobei das Sterberisiko mit zunehmendem Alter stieg und bei Patienten ab 70 Jahren mit etwa zehn Prozent den höchsten Wert erreichte.

Wichtigste Risikofaktoren für einen tödlichen Verlauf waren chronische Vorerkrankungen und eine späte medizinische Behandlung. Eine Impfung gegen die saisonale Grippe reduzierte das Infektionsrisiko um etwa ein Drittel.

Angesichts der bisherigen Entwicklung vermuten die Forscher, dass die durch das H1N1-Virus verursachte Grippewelle nicht das Ausmaß anderer Influenza-Pandemien des 20. Jahrhunderts erreichen wird.

Streitfall Schwangeren-Impfung

In den USA ist die Zahl der tödlich verlaufenen Schweinegrippe-Infektionen derweil auf mindestens 4000 gestiegen. Die Gesundheitsbehörden teilten am Mittwoch mit, diese Zahl schließe Sterbefälle aufgrund von Komplikationen wie Lungenentzündungen und bakterielle Infektionen mit ein.

Zuvor hatte das Zentrum für Seuchenkontrolle und Vorbeugung (CDC) von mehr als 1000 Todesfällen durch die neue Grippe gesprochen, die erstmals im April festgestellt wurde. Seitdem haben sich Millionen von Amerikanern mit dem Virus H1N1 infiziert.

Die Gesamtzahl der Schweinegrippefälle in Deutschland wird auf etwa 40.000 geschätzt. Mindestens neun Menschen sind mittlerweile im Zusammenhang mit der Infektion gestorben.

Unterdessen haben die Grünen die Planung zur Schweinegrippe-Impfung für Schwangere in Deutschland scharf kritisiert. Dabei sei geschlampt worden, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, der Saarbrücker Zeitung.

Obwohl Schwangere nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission zügig geimpft werden sollten, sei für diese Risikogruppe nun kein Impfstoff verfügbar. Denn der einzige für Schwangere wirklich unbedenkliche Impfstoff sei bisher in Deutschland gar nicht zugelassen. "Hektisch versucht man das jetzt nachzuholen", kritisierte Höhn.

Die Ständige Impfkommission hatte für Schwangere einen Impfstoff ohne Wirkverstärker empfohlen. Deutschland will nun nach Regierungsangaben 150.000 Dosen eines solchen Impfstoffs bestellen - ausreichend für etwa die Hälfte der Schwangeren. Vor Dezember ist jedoch nicht mit dem Impfstoff zu rechnen. "Dabei rollt die Infektionswelle schon jetzt an", sagte Höhn.

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